Die 51 x 32 Zentimeter (oben) bzw. 43 x 26 Zentimeter (unten) kleinen Malereien auf textilem Untergrund sind ähnlich aufgebaut: Sie basieren auf einer Grundtönung, die durch zahlreiche weitere Farbnuancen konterkariert wird. Die so hervorgerufenen rhythmischen Farbfelder sind leicht nach links gerichtet. Die Linienführung ist kleinteilig, nicht rechtwinklig, sondern geschwungen und betont die menschliche Handführung. Es entsteht eine Malerei, die bewusst an die Linienführung von Kindern anlehnt. Es sind abstrakte Werke, ähnlich den nachfolgenden Arbeiten von Kjell Pahr-Iversen, Pierre Deuse oder Sergi Barnils.
Beide Gemälde sind handschriftlich betitelt: „Det nye Jerusalem“ („Das Neue Jerusalem“), wobei die obere Arbeit nach nach Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 23, die untere Arbeit nach nach Johannesoffenbarung Kap. 3, Vers 12 orientiert sein soll. Geschaffen wurden sie beide von Birgit Hagen. Birgit Hagen (1912-2004) war eine norwegische Textilkünstlerin, Malerin und Zeichnerin aus dem finnischen Ort Ål, wo sie unter einfachen Bedingungen auf einem Bauernhof aufgewachsen war. Nach einer Ausbildung 1946/47 an der Kunstakademie in Helsinki gestaltete sie später vor allem Teppiche und andere Textilarbeiten. Erst in den letzten Lebensjahren beschäftigte sie sich hauptsächlich mit Zeichnen und der Ölmalerei, was schneller und flexibler war als das Weben. Unter diesen letzten Arbeiten sind auch einige religiöse Themen. Die beiden Arbeiten „Det nye Jerusalem“ befinden sich heute im Hallingdal Museum, einem Freilichtmuseum in Nesbyen im Hallingdal in der norwegischen Provinz Viken. Dorthin wurden fast fünfzig Wandteppiche, 70 bemalte Platten und mehrere Manuskripte der Künstlerin gespendet. Seitdem ist das Museum der wichtigste Ausstellungs- und Forschungsort zum Werk und Leben der Künstlerin Birgit Hagen.
Birgit Hagen, hennes kunst i utvalg, Stiftelsen til fremme av Birgit Hagens kunst og Hallingdal museum, o.O. 2011.
Runa Boger: Sent, men godt, en historiefortelling i tekstil, o.O. 2016.