Die umfangreichen Wandmalereien aus der Kirche St. Georg in der galizischen Stadt Drohobych (Galizien, heute in der Ukraine, Oblast Lemberg) stammen wohl aus dem Jahr 1666. Der Maler ist erfreulicherweise namentlich bekannt, es war Stefan Popovych Medytsky, vermutlich, darauf deutet der Name, der Sohn eines orthodoxen Priesters. Viele Einzelheiten belegen, dass Medytsky mit der abendländischen Malkunst vertraut war. Die einst orthodoxe Holzkirche ist heute, wenn sie nicht inzwischen von russischen Luftangriffen zerstört wurde, eine Filiale des Museums von Drohobych und wurde kürzlich von Lev Skop (geb. 1954) gesäubert und restauriert.
Auf der Südwand dieser Kirche findet man eine individuell gestaltete Weltgerichtsdarstellung mit einem außergewöhnlich langen Zug von Heiligen. Diese streben alle dem Himmlischen Jerusalem im Hintergrund rechts zu. Die vorderen Menschen kann man anhand ihrer Kleidung bestimmten Heiligen oder sozialen Ständen zuweisen. Beispielsweise ist der Mann in der Badehose (Mitte) Johannes der Täufer. Neben ihm steht eine Gruppe von Mönchen. Die ersten Ankommenden weiter hinten, unmittelbar vor dem Zugang in das Neue Jerusalem, sind allerdings bereits unbekleidet, womit gesagt sein will, dass im Jenseits die diesseitigen sozialen Distinktionen hinfällig sind. Die Geretteten werden nach dem Eintritt in die Stadt ein neues, weißes Kleid bekommen. Der Eingang in die Stadt, deren lange, kahle Mauer sich hinter der Reihe der Geretteten entlangzieht, zeigt sich als Arkadenhalle im Renaissancestil. Eine ihrer Säulen ist niedriger und gedrungen. Die Stufen befinden sich hier einmal nicht vor, sondern in der Stadt. Von der zeichnen sich im Dachbereich drei unterschiedliche Türme mit roten Dachschindeln ab, offensichtlich ein sakrales Bauwerk.

Lev Andrijovyč Skop (Hrsg.): Drohobyc’ki chramy vozdvyžennja ta Svjatoho Jura u doslidžennjach perši čytannja, materialy vystupiv 23 červnja 1998 r. m. Drohobyč, Drohoby 1998.
John-Paul Himka: Last judgment iconography in the Carpathians, Toronto 2014.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit. Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).