Diese Ikone ist aus dem Kunstmuseum Jaroslawl. Über die Herkunft, den oder die Maler, den Auftraggeber oder die Auftraggeberin ist wieder einmal nichts bekannt, wie überhaupt über die Entstehung der meisten Ikonen, bis in die jüngste Zeit, wenig bis eigentlich gar nichts bekannt ist. Die Arbeiten tauchen in den Museen oder Auktionshäusern auf, lediglich ihre Maße, das Alter und das Thema können bestimmt werden, eine wirklich engagierte Forschung, die Archivstudien und Recherchen vor Ort nicht scheut, gibt es so gut wie nicht. So ist es auch im vorliegenden Fall. Fachleute schätzen, dass diese Ikone in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Russland entstanden sein muss, vermutlich für eine Kapelle auf dem Land. Ihre Gesamtgröße beträgt 107 x 89 Zentimeter.
Auf ihr ist das Himmlische Jerusalem als Band mehrerer Arkaden in unterschiedlichen Farben dargestellt, man findet Grün, Ocker und ein kräftiges Rot. Der Binnenbereich jeder Arkade ist weiß gehalten, wodurch sich die dort versammelten Personen gut abheben. In der klaren Unterscheidung von Fläche zu Farbe und vor allem in der reduzierten Ausschmückung, die fast schon einen Zug zum Abstrakten hat, ist dieses bemerkenswerte Kunstwerk einzigartig. Es gab vor und nach diesem Werk keine Ikone, auf der das Himmlische Jerusalem in dieser Art und Weise dargestellt wurde.
Viktor Vasilevic Byckov: Russkaja srednevekovaja ėstetika: XI-XVII veka, Moskau 1992.
Günter Paulus Schiemenz: ‚Lobet den Herrn vom Himmel her, lobet Ihn in der Höhe‘. Russische Ikonen zu den Lobespsalmen, in: Karl Christian Felmy, Eva Haustein-Bartsch (Hrsg.): ‚Die Weisheit baut ihr Haus‘. Untersuchungen zu hymnischen und didaktischen Ikonen, München 1999, S. 167-212.
Иконы Кузнецова: Иконы Ярославля 16–19 веков. Каталог выставки Ярославского художественного музея, Москва́ 2002.
Иконы Ярославля XIII – середины XVII века. Шедевры древнерусской живописи в музеях Ярославля: в 2 т., Москва́ 2009.
Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).