Das Weltgericht dieser russisch-orthodoxen Ikone befindet sich heute in der Gemäldegalerie von Jekaterinburg östlich des Uralgebirges. Entstanden ist das Kunstwerk im späteren 17. Jahrhundert. Der namentlich nicht bekannte Maler war ein Vertreter der Moskauer Schule. Wo es genau gefertigt wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Es handelt sich aber um eine Kopie aus der Mariä-Entschlafens-Kathedrale in Smolensk. Im Jahr 1927 hat ein gewisser A. A. Pankiewa das Bild dem Uralmuseum verkauft. Von wurde es 1946 an das neugegründete Antikirchliche Regionalmuseum Ural abgegeben. 1961 wurde es dem dortigen Museum für Landeskunde eingefügt, von wo es in die Gemäldegalerie gelangte. Dort erkannte man den Wert dieser Ikone und sie wurde von der Restauratorin O. A. Priegorodowa und dem Restaurator K. R. Schejnkman gesäubert und wiederaufbereitet.
Die Komposition basiert vornehmlich auf vertikalen und horizontalen Elementen (wie etwa ganz oben ein schnurgerades Himmelsband). So zieht sich auch die Stadtmauer des Himmlischen Jerusalem gerade um drei Seiten der Stadt. In ihr finden sich sechs unterschiedlich gestaltete Arkaden, in welchen jeweils drei Heilige versammelt sind. Unten links befindet sich das offene Tor in die Stadt, von wo aus ein Engel weitere Gerettete empfängt (Typus Fahrstuhlikone). Darüber, bereits in der Stadt, ist ein weiterer Engel. Dieser gehört nicht zu der Heiligengruppe, sondern er hält eine Krone bereit, mit welcher Märtyrer ausgezeichnet werden. Zwischen den zwei Arkaden links und der vieren rechts ist ein größeres Feld freigehalten, in dem drei Heilige an einem etwas größeren Tisch versammelt sind. Diese Gruppe ist mit einer besonderen Architektur überhöht, die man auch in der kleineren Arkade rechts oben finden kann. In dieser Anordnung (zahlreiche Arkaden, lineare Mauerzüge) wurde Jerusalem vor allem im späten 17. bis in das 18. Jahrhundert dargestellt, so bei der Weltgerichtsikone von Serpuchow (um 1690), der Weltgerichtsikone aus der Wolgaregion (1714), der Ikone aus der Verkündigungskirche in Edom (um 1780).
Vladimir K. Codikovič, Jurij G. Bobrov: Semantika ikonografii Strašnogo Suda v russkom iskusstve 15.-16. vekov, Ul’janovsk 1995.
Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).