
Am Fluss Lopasnya etwa zwanzig Kilometer vor der Großstadt Serpuchow, fünfzig Kilometer südlich von Moskau entfernt, entfernt befindet sich die russisch-orthodoxe Klosteranlage „Himmelfahrt Davids in der Wüste“. Obwohl das Kloster in das 16. Jahrhundert zurückreicht, gibt es so gut wie keine brauchbare kunst- oder geschichtswissenschaftliche Literatur über die Anlage, geschweige denn über die Ikonenschätze. Darunter findet man auch eine klassizistische Weltgerichtsikone aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, mit allen typischen Szenen einer solchen Ikone: Unten links das Paradies, rechts eine detailreiche Höllendarstellung und in der Mitte dazwischen eine Schlange. Oben ist auf dem Gemälde links das Himmlische Jerusalem dargestellt. Unten ist eine goldene Mauer zu sehen, die mit roten Steinen fundamentiert ist. Diese Mauer zieht sich horizontal bis an das Tondo mit Gott und dem Heiligen Geist in Form einer Taube. In den drei Toren der Schauseite stehen zwei weißgekleidete Engelsfiguren, die hier Wache halten. In dem dritten Tor links begrüßt ein weiterer Engel in roter Kleidung Heilige, die von unten in einer langen Reihe mit Hilfe von Engeln nach oben gelangen, um in der Stadt Schutz zu finden. Die Torbauten sind klar gegliedert mit goldenen Dreiecksgiebeln. Dahinter erheben sich links und rechts jeweils drei Arkaden, in denen Heilige versammelt sind. Sie sitzen hier nicht, wie gewöhnlich, in Dreiergruppen an Tischen, sondern sind in größeren Gruppen stehend eingefügt. Ungewöhnlich sind die sechs Arkaden: es sind Rundbögen, links blau und klar, rechts dagegen gelbgrün, verschwommen und ausgefranst.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).