Per Vigeland (1904-1968) war ein norwegischer Maler und Glaskünstler, der in Oslo, Paris und Florenz studiert hatte. Im Jahr 1932 stattet er die Capella Johannea der protestantischen Majorstuenkirche in Oslo mit umfangreichen Freskenmalereien aus. Vorgegeben waren ihm verschiedene Motive aus dem Buch der Offenbarung. Inspiriert zu seiner eigenen Fassung wurde er von der Sixtinischen Kapelle in Rom, die zwar ebenfalls das Weltgericht zeigt, nicht aber das Himmlische Jerusalem in architektonischer Form. Hätte Michelangelo ein Neues Jerusalem geschaffen, wäre die Ikonographie dieses Gegenstandes ganz anders verlaufen.
Im Jahr 2010 wurden die Fresken restauriert. Die Kirche wird nicht allein von der protestantischen Gemeinde gerne genutzt, sondern inzwischen auch von der griechisch-orthodoxen Kirche, der ägyptisch-koptischen Kirche, der Kirche Aeropagos, der Oxford-Bewegung und einer chinesischen Gemeinde. Sie alle feiern ihre Gottesdienste direkt unter dem Jerusalem Vigelands.
Über einem weiten Torbogen der Breitseite mit einer Darstellung von St. Martin und der Mantelteilung (ein Motiv, welches immer wieder mit Jerusalem verknüpft wurde) hat Vigeland das Himmlische Jerusalem gesetzt. Es sind helle Pastelltöne, die selbst bei frontalem Lichteinfall die reichlich vorhandenen Einzelheiten nicht erkennen lassen und auch nicht erkennen lassen sollen. Drei Engel mit großen Flügeln sind vor die Stadt gesetzt, wobei der zentrale Engel Züge von Christus trägt. Sie alle sind mit Flammenschwertern bewaffnet. Hinter mittelalterlichen Stadtmauern, die an das historische Jerusalem angelehnt sind, erheben sich die Bauten der Stadt. Wegen der Höhe der Mauern sieht der Betrachter lediglich die Dachlandschaft der Stadt, zahlreiche detailreich gestaltete Bauten, aber vor allem blaue oder grüne Kuppeln, zurückhaltend koloriert.
Capella Johannea: Per Vigelands utsmykning, Oslo (1932).
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).