Dieses spätgotische Fresko stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, als die Kirche umfangreich umgebaut und erweitert wurde. Über dem südlichen Abstieg zum Chorgang der Domkirche St. Marien zu Haderslev in der dänischen Region Syddanmark ist in einer Konche unter einem Rundbogen in der Mitte ein schmaler Turmbau mit Treppengiebel zu sehen. Davor stehen an beiden Seiten je ein geschwungener Engel, anschließend etwas starr die Heiligen Petrus mit Schlüssel (links) und vermutlich gegenüber Paulus (rechts). Die stark verblichenen, rotbraunen Malereien wurden zur Mitte des 20. Jahrhunderts umfangreich rekonstruiert. Möglicherweise ist dabei eine Ungenauigkeit unterlaufen: Der freistehende Turm war wahrscheinlich ursprünglich ein Kirchenbau, dessen unterer Teil nicht erhalten ist. Davon ist nichts mehr zu erkennen, so fehlt vor allem die Zugangspforte. Auch fragt man sich, wo Platz war für Heilige bzw. Gerettete, die sicherlich im Original integriert gewesen waren. Auch wird der Hintergrund nicht komplett weiß gewesen sein, sondern hier waren vermutlich Sterne oder Ornamente angebracht. Der Aufbau der Architektur in Haderslev ähnelt den etwas später entstandenen Malereien in Taivassalon (Schweden) oder Letala/Laitila (Finnland), wo Details und auch die Farben besser erhalten sind. Somit ist das Detail „Treppengiebel“ von Haderslev aus nordwärts gewandert. Nicht übernommen wurde allerdings die Bekrönung des Baus. Es ist keine Flamme, sondern ein Schmuckknauf zur einen Zierde, womit sich dieser Renaissancebau von der älteren Gotik abhebt bzw. diese ablöste.
Karl Johan Jensen: Studier over Haderslev Marie Kirke 1247-1527, in: Hans H. Paulsen (Hrgs.): Slesvigs delte Bispedømme, København 1949, S. 247-283.
A. F. Flensmark: Sankt Marien. Der Dom zu Hadersleben, (Haderslev) 1951.
Sissel F. Plathe, Jens Bruun, Lars Bisgaard: Middelalderlige altertavler i Haderslev Stift, Herning 2003.
Claus Bernet: Wandmalereien, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 17).
Beitragsbild: Domprovsti, Haderslev