Neben einer Marienkrönung steht in der Südwand der römisch-katholischen Kirche Saint-Pierre-ès-Liens in Martignac bei Bordeaux eine Himmelspforte als Torturm. Der schmale und hohe Bau an der rechten, abschließenden Seite des Freskos besteht aus einem runden Hauptturm mit mehreren Etagen. Die Konzeption der Stadtanlage ist höchst ungewöhnlich, da hier ein Hauptturm zum Betrachter hin gedreht wurde, um den es inhaltlich ja gar nicht geht. Ganz oben schließt ein Zeltdach die Architektur ab. An beiden Seiten setzt ein niedriger Baukörper an, der sich weiter nach hinten zieht und sich dort verbreitert. Auf der rechten Seite dieses niedrigeren Baukörpers befindet sich eine kleine Pforte, kunstvoll mit aufgemalten schmiedeeisernen Beschlägen verziert. Vor dieser leitet Petrus, der seinen Schlüssel hoch sichtbar hält, Seelen nach innen. Die Präsentation des übergroßen Schlüssels war wichtig und sollte aussagen, dass die Kirche die Schlüsselgewalt über das Betreten besaß. Die Pforte zog sich einst noch weiter nach unten, wo Teile des Freskos und wohl auch des Himmlischen Jerusalems verloren sind.
Die Maler wie auch die näheren Hintergründe der Entstehung der Fresken mit dem Gesamtthema „Seelenheil der Kirche“ sind nicht näher bekannt. Die Malereien wurden schon kurz nach ihrer Entstehung während der Reformation übertüncht, vielleicht sind sie deswegen so erstklassig erhalten. Erst 1938 hatte sie der Pfarrer M. Cassagne neu entdeckt, kurz darauf, mitten im Krieg 1943, wurde der Bau zum Denkmal deklariert. Die Fresken wurden dann freigelegt, restauriert und wissenschaftlich erforscht. Man datierte sie inzwischen auf das Ende des 15. Jahrhunderts.
René Clary: Dictionnaire des paroisses du diocèse de Cahors, Cahors 1986.
Marie-Pasquine Subes-Picot: Les peintures murales de l’église Saint-Pierre-aux-Liens de Martignac à Puy-l’Évêque, in: Congrès Archéologique de France, 147, 1993, S. 405-428.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).