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Paolo Orlando (geb. 1949): Santa Maria Goretti in Fano (2003), Santa Maria del Carmelo in Triest (2006) und Bozaner Karmeliterkirche (2019)

Fano ist eine Hafenstadt in Apulien. 1991 wurde der Grundstein zu einer neuen Gemeindekirche, S. Maria Goretti, gelegt, 1992 bereits die erste Messe gehalten. Das Wandgemälde im Chor der Kirche wurde aber erst 2003/04 fertiggestellt. Die Chorausmalung ist im Stile einer mittelalterlichen Ikonenmalerei gehalten, die man eher in einer orthodoxen Kirche vermuten würde. Eine breite Mauer mit sechs verschiedenfarbigen Toren trennt das Bild in eine untere und obere Zone. Über den Toren, die durch schmale Türme wie Gelenke von Paneelen verbunden sind, haben sich zwölf Engel positioniert, die mit langen Lanzen das Drachentier im Vordergrund bedrängen. Der Drache seinerseits versucht das Christuskind auf der linken Seite anzugreifen. In der Stadt sind zahlreiche Heilige versammelt, unter ihnen Maria Goretti, Edith Stein und die Heilige Brigitta. Über ihnen schwebt Christus mit einem aufgeschlagenen Buch „Io sono Alfa e Omega, principio e fine“. Das Gewächs über Christus ist nicht etwa der Lebensbaum, sondern ein Rebstock als Verweis auf das Abendmahl. Auch die Aufschrift, die man neben die Ikone gesetzt hat, unterstreicht nochmals das Motiv der apokalyptischen Gottesstadt: „Gerusalemme cittá di dio su di te sorgerá il Signore“. Das Werk stammt von Paolo Orlando, einem italienischen Ikonograph von internationalem Ruf aus Monfalcone bei Triest. Seine Arbeit in Fano begann er nach einer Periode des Gebets und des Fastens, was ihn spirituell für diese Malereien stärken sollte.

Die römisch-katholische Kirche S. Maria del Carmelo in dem Triester Vorort Gretta wird von Karmelitermönchen betreut. 1970 wurde unter Erzbischof Antonio Santin die Eröffnung des Gotteshauses gefeiert und 2006 eine Erneuerung vorgenommen. Das Fresko der Altarwand zeigt das Himmlische Jerusalem: Im Zackenstil ziehen sich Tore und Wandpartien um die zentrale Christusfigur. Die Rundbogentore sind mit mehrflügeligen Engelswesen besetzt, die jedoch kein Gesicht haben. Eine der rotfarbigen Türen an der linken Seite ist eine echte Tür mit Zugang hinter die Apsis. Es ist die einzige Tür, in der kein Engel wacht, sondern darüber auf der Mauerkante. An der rechten unteren Seite, außerhalb der Stadt, sieht man zwei Arme des Lebensflusses. Im Inneren sitzen, wie man es von vielen Darstellungen der orthodoxen Kunst kennt, Heilige in Dreiergruppen zusammen, die das ewige Abendmahl feiern. Die Arbeit stammt ebenfalls von dem italienischen Künstler Paolo Orlando.

 

Der Künstler konnte, in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde, seine Konzeption in einer weiteren Karmeliterkirche verwirklichen. Am 18. Juli 2019 begannen die ersten Freskenarbeiten in hellen Pastellfarben für die Karmeliterkirche von Bozen in Südtirol, am 24. August gleichen Jahres konnten sie abgeschlossen werden, einen Tag darauf wurden sie unter Anwesenheit des Künstlers feierlich eingeweiht. Christus erscheint hier im Altarbereich drei Mal: im Kreise seiner Jünger (zusammen mit Maria, wie bereits in Triest), dann in Form des geopferten Lammes und als hölzernes Kruzifix. Im oberen Bereich stehen links ein Engel mit einem Maßstab und rechts Johannes. Zwischen diesen Figuren breiten sich drei Tore der Stadt aus, wobei es aussieht, als würden die beiden die Mauern der Stadt wie eine Schriftrolle öffnen.

Sie stehen übrigens auf einem Schriftband mit den Worten: „Haec est domus dei“ (Hier ist das Haus Gottes“). Darunter, auf der Decke der Chorapsis, finden sich die restlichen neun Tore (unter den zwölf Jüngern). Aus dem zentralen Haupttor fließen die vier Paradiesströme weiter nach unten. Dort sollen Berge und Weinreben an das Karmelgebirge im Heiligen Land erinnern, wie auch weiter oben zwei Wappen des Karmeliterordens eingearbeitet wurden.

 

tags: Apulien, Italien, Ikone, Drache, Miara Goretti, Edith Stein, Alpha und Omega, Rebstock, Friaul-Julisch Venetien, Altarwand, Zickzack, Abendmahl, Karmeliter, Südtirol
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