Die spätgotische Marienkirche von Hirschegg im Kleinwalsertal (Steiermark) birgt an der Nordwand des Langhauses ein Wandfresko, welches eine traditionelle Darstellung des Jüngsten Gerichts zeigt: oben thront Christus in der noch gotischen Mandorla, in der Mitte versammeln sich zahlreiche Heilige und Engel, unten links (hier zu sehen) wurde das Himmlische Jerusalem positioniert, unten rechts gegenüber eine Höllendarstellung. Das Fresko aus der Zeit um 1500, das bis 1983 Jahrhunderte lang geschützt unter Putz lag, ist sehr schlecht erhalten, teilweise fehlen ganze Wandpartien. Im Gegensatz zu vielen anderen Freilegungen hat man die Fehlstellen jedoch nicht ergänzt, sondern sie durch grauen Putz deutlich gemacht, was auf dem Foto gut auszumachen ist.
Der Bau des Himmlischen Jerusalem war als spätgotischer Kirchenbau gestaltet, an seinem Eingangsbereich haben sich gotische Schmuckformen erhalten. Nach hinten wird dieser Bau größer, oben stechen noch spitze Dächer hervor. Die Pforte scheint bereits geöffnet, es schimmert golden. Rechts steht noch die beiseite geschobene Holztür. Eindeutig gehen von innen Strahlen nach außen, führen nach unten zu den Stufen einer Treppe und treffen auf die Figur am Eingang. Mit seiner Mitra und dem Schlüssel wird es sich wohl um Petrus handeln. Hinter ihm sind noch Fragmente von einer Personengruppe auszumachen, die vermutlich die Stände vertreten haben.
Ernst Lasnik: 750 Jahre Hirschegg: Porträt eines ‘besonderen’ weststeirischen Ortes, Hirschegg 1996.
Hirschegg, Pfarrkirche Hl. Maria, in: Elga Lance: Textband, Wien 2002, S. 165-166 (Die mittelalterlichen Wandmalereien in der Steiermark, 1).
Claus Bernet: Neues Jerusalem in Österreich, der Schweiz und der Alpenregion. Ein Kunstreiseführer, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 18).