Die Chapel of Mary des römisch-katholischen Stonehill-College in Easton (Maryland), nahe Boston, besitzt eine ganze Reihe schöner, harmonischer Glasfenster aus dem Jahr 1978. Das ovale Fenster Nummer sieben hat den Titel „The Book of Revelation“ oder „Apocalypse Window“ und findet sich rechts neben dem Altar. Es wurde bewusst in handwerklichen Techniken aus dem 12. Jahrhundert in „The Cloisters“, einer Abteilung des Metropolitan Museum of Art in New York City, angefertigt. Dort wird die weltberühmte Cloisters-Apokalypse aufbewahrt, von hier aus wurde auch die The Saint John’s Bible künstlerisch mit betreut (2011).

Trotz aller Tradition zeigen sich die Fenster in einer überzeugend modernen Formensprache. Die Konzeption geht auf Jane Hayward (1918-1994), eine Kuratorin an The Cloisters, und auf John Nussbaum, den Vizepräsidenten der New Yorker Firma Glass Masters zurück; die künstlerische Leitung hatte Marlene Hoffman. In ein Tondo wurde ein Quadrat mit einem breiten, goldfarbenen Rahmen gesetzt. Auf diesen Rahmen hat Jane Hayward die zwölf Tore der Stadt gesetzt, drei an jeder Seite. Sie sind in einer eigenartigen Form gehalten, nämlich als Dreiecke mit einem Kreis in der Mitte, was an das Auge Gottes im Trinitätssymbol erinnert. Im Inneren des Quadrats zieht sich der Lebensfluss entlang, über den verschiedene blockartige Bauten der Stadt gesetzt sind, mit kaum sichtbaren Details versehen wie Fenstern, Türen, Ornamenten etc. Unter dem Fluss scheinen einige dieser Bauten gespiegelt, aber ohne den dunkelgelben Goldton. Der blaue Lebensfluss wird mittig von einem vertikalen Band in Türkis (Bedeutung unklar) gekreuzt, welches über den Rand der Stadt hinausgeht. Dort bilden violette und blaue Scheiben einen harmonischen Hintergrund dieser zeitlosen Glasarbeit.

Michael W. Cothren, Mary B. Shepard: Essays on stained glass in memory of Jane Hayward, New York 1998.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).