Hugh Ray Easton (1906-1965) aus Cambridge war einer der bekanntesten Glasmaler Englands im 20. Jahrhundert. Er wurde in London als Sohn von Frank Easton (einem Arzt) und Alice Easton (geb. Howland) geboren. In Frankreich studierte er Kunst und arbeitete zunächst für die Firma Blacking in Surrey, bevor er ein eigenes Glasstudio in Cambridge eröffnete. Während des Zweiten Weltkriegs, als ohnehin mehr Glasfenster zu Bruch gingen als neu eingesetzt wurden, diente Hugh Ray Easton im Ministerium für Information im Rang eines Kommandanten der Royal Naval Volunteer Reserve. Nach dem Krieg war er Designer eines Gedenkfensters in der Battle of Britain Chapel in Westminster Abbey. Viele seiner Fenster tragen übrigens seine Signatur in Form einer Wetterfahne, etwa das Ostfenster im Südschiff der Kirche St. Mary the Virgin in Burwell, Cambridgeshire, aber auch das Fenster, um das es hier geht. Hugh Ray Easton gestaltete mindestens drei Mal in seinem umfangreichen Schaffen ein Glasfenster mit dem Himmlischen Jerusalem: In St Paul in King Cross (1937), im Clifton-College (1939) und in der Kathedrale von Durham (1948).
Sein gewaltiges „Hugh Bright Memorial Window“ wurde, zusammen mit einem Turm, zu Ehren von Archediakon Hugh Bright (1867-1935) um 1936/37 in die Kirche St Paul in King Cross bei Halifax eingebaut. Bright war dort von 1906 bis 1921 als Geistlicher tätig und hinterließ eine Stiftung, aus der unter anderem das Westfenster finanziert werden konnte. Da der Vorgängerbau angeblich düster und dunkel war, achtete man besonders auf große, helle Fenster. Das Himmlische Jerusalem zeigt unten die Stadt Halifax in Yorkshire, über der die vier apokalyptischen Reiter erscheinen. Darüber bewacht ein Engel ein zentrales, zweiflügeliges, goldenes Eingangstor in die Gottesstadt, dem Johannes der Seher gegenüber gesetzt ist. Ganz im Hintergrund, über Pappeln hinweg, erheben sich vor einem rosafarbenen Regenbogen die spitzen Türme der Stadt. Die Vertikale ist hier das prägende Element, es zeigt sich nicht nur bei den Pappeln und Dachformen, sondern auch bei den Engelsflügeln, selbst das Wasser, das hier die Mauer Jerusalems herabströmt, ist in schmale, vertikale Läufe geteilt.
Adam Goodyear: Hugh Ray Easton (1906-1965), in: The Journal of Stained Glass, 26, 2002, S. 45-60.
Peter E. Lowis: The stained glass windows by Hugh Ray Easton in Durham cathedral, Houghton-le-Spring 2014.