Szabo Béla (1905-1985): „Das neue Jerusalem“ (1978)

Zwischen den Jahren 1977 und 1978 schuf der römisch-katholische Künstler Szabo Béla (1905-1985) zweiundzwanzig Holzschnitte zu einer Serie zur Offenbarung. „Das neue Jerusalem“ ist das 21. und vorletzte Bild dieses Apokalypsezyklus. Es entstand am 6. August 1978, an dem Tag, an dem Papst Paul VI. in Rom verstarb.
Wie auch bei anderen Werken dieser Serie setzt der Künstler ganz auf Schwarzweiß-Effekte. In der unteren Hälfte spannt sich ein heller Bogen von links nach rechts. Dies ist der Regenbogen über Wolken, in denen ein winziger Engel ein menschliches Wesen auf dem Weg in Richtung der himmlischen Stadt begleitet. In den Wolken kann man auch weitere Engel oder menschliche Seelen sehen. Nach anderer Deutung ist der weiße Bogen der Zionsberg, auf dem ein Engel den Johannes auf die Stadt aufmerksam macht. Im oberen Bereich können die Mauerkante und die Tore oder Türme der Gottesstadt erahnt werden. Man hat den Eindruck, als würde der Baukörper von innen festlich leuchten, was mit den Mitteln des Holzschnitts höchstes Können erfordert. Möglicherweise handelt es sich bei den Toren/Türmen auch um Zinnen als oberen Abschluss, und eines der Tore ist mit hell leuchtenden Sternen geschmückt. Der Betrachter schaut dabei auf eine der vier Kanten der vermutlich quadratischen Stadt. Ein besonders auffälliger Stern mit einem Lichtkranz befindet sich exakt an der Ecke der Mauerseiten. Ein weiterer Hell-Dunkel-Effekt sind die Blitze, die wie Stromschläge über der Stadt einschlagen oder von ihr ausgehen.

Szabo Béla wurde am 1905 in Gyulafehérvar in Siebenbürgen geboren und bildete sich dort und in Budapest als Maschinenbauzeichner aus. Von 1936 bis 1938 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Budapest. Später lebte der Künstler in Koloszvar (Cluj/Klausenburg) in Siebenbürgen/Rumänien, bis zu seinem Tod im Jahre 1985.

Katolikus imakönyv, Kolozsvár 1975.
Száz szerelmes szonett, Kolozsvár 1984.

 

tags: Holzschnitt, Stern. Hell-Dunkel, Blitz, Apokalypsezyklus
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In der Vor- und Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs wurde das Himmlische Jerusalem im Rahmen der Himmelspforte plötzlich zum beliebten Gegenstand in Kinderbüchern. Die Leserschaft war noch einheitlich christlich geprägt, das Lesen von Büchern war weit verbreitet und positiv besetzt. Von daher wundert es nicht, dass für solche Publikationen auch ausgewiesene Künstler herangezogen wurden, wie Hermann Bernhard Blömer. Hermann Bernhard Blömer (1888-1956) wirkte als Karikaturist, Maler und Illustrator in seiner Heimatstadt München. Er wurde in den 1920er Jahren als Hausillustrator der Meggendorfer Blätter bekannt, und seine Malereien, meist Aquarelle, und Zeichnungen werden noch heute auf anspruchsvollen Auktionen gehandelt. Neben dem Wurzelsepp war das Wettermännchen auf dem Gebiet der Kinderbücher sein größter Erfolg, allein das Wettermännchen erschien erstmals 1936 beim Verlag Scholz in Mainz, dann erneut 1943 und 1948. Der Erfolg war sicherlich auch den Illustrationen geschuldet, es sind kleine Meisterwerke einer humanen Pädagogik, liebevoll gearbeitet, frei von ironischer Distanz oder politischen Implikationen. Seite 12 illustriert ganzseitig und farbig den Besuch des Wettermännchens an der Himmelspforte. Meist eng und unscheinbar, ist diese Pforte überaus wuchtig; die drei Engel können sie kaum aufschieben, fast glaubt man, das quietschen der eisernen Scharniere zu hören. Die Tür öffnet sich einen Spalt, goldenes Licht fällt auf die Wolken darunter wie Sternenstaub. Die kahlen Wände und die vergitterten Fenster hingegen unterstreichen den Eindruck von Stärke und Sicherheit. Der christliche Gehalt dieses Jerusalems zeigt sich nicht allen an den Engeln, sondern auch an dem Türschild: „Petrus“ ist hier zu lesen, der in solchen Publikationen gerne als Pförtner vorgeführt wird, aber im „ Wettermännchen“ nicht in Erscheinung tritt.

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