Dieser Aufsatz mit Szenen aus dem Jüngsten Gericht gehört zum rechten Seitenflügel eines komplexen Renaissance-Altares der Zeit um 1560. Es war eine Stiftung der sächsischen Adelsfamilie Ponickau. Das frühneuzeitliche Relief ist aus lokalem Sandstein aus dem Erzgebirge gearbeitet und polychrom gefasst. Man findet die Arbeit im Chor der evangelischen Pfarrkirche in Pomßen, einem zwanzig Kilometer südöstlich von Leipzig gelegenen Dorf.
Erfreulicherweise kennt man den Meister dieser Arbeit: es war Andreas Lorentz (um 1530 – um 1588), ein sächsischer Baumeister, Steinmetz und Bildhauer, der in Freiberg eine größere Werkstatt hatte. Von ihm sind auch die Sandsteinkanzel in der Jacobikirche zu Freiberg und Epitaphe in den Kirchen von Gelenau und von Kleinwaltersdorf nachgewiesen, dann war er auch am Schlossbau von Freudenstein in Freiburg beteiligt. Seine Arbeit in Pomßen ist weniger bekannt, aber für eine Dorfkirche von überzeugender Qualität, allein schon der kräftigen Farben und der Gesamtkomposition wegen. Auf dem Relief thront ganz oben in einem Medaillon der auferstandene Christus Pantokrator auf einem Regenbogen und hält Gericht. Rechts werden die Sünder in die Flammen einer blutroten Hölle geschickt, links werden die Geretteten von einem Engel in das Himmlische Jerusalem geleitet. Es sind wenige nackte und halbnackte Menschen, die sich hier eingefunden haben und von einem weißen, übergroßen Engel geleitet werden. Sie streben zu einer rundbogigen niedrigen Pforte, die ganz aus goldenen Strahlen zusammengesetzt ist. Sie steht offen, einige Menschen haben sie bereits durchschritten. Die Motive sind noch mittelalterlich, aber der Goldhintergrund ist Vergangenheit, auch sind die Geretteten nicht länger Vertreter von Ständen, sondern Individuen.
Horst Sauer: Zur Baugeschichte der Kirche in Pomssen (Kreis Grimma). Mit 4 Rissen u. 13 Fotos des Verfassers auf 8 Tafeln, Giessen/Lahn 1963.
Klaus Günther: Wehrkirche Pomßen, Beucha 1995.