Diese filigrane Blauzeichnung stammt von seiten der Adventisten, die zu der populären Geschichte von Pilgrim’s Progress des John Bunyan aus dem 17. Jahrhundert schon immer einen besonders innigen Bezug hatten. Die annähernd symmetrisch aufgebaute, imposante Stadt erhebt sich über Wolken, eine Symphonie in gotischen Formen. Unten zeigt sich ein massives Tor mit mittelalterlichen Zinnen. Es scheint offen zu stehen. Weiter oben schieben sich spiegelbildlich Bauten unter Betonung der Vertikalen nach oben, so dass eine pyramidale Struktur entsteht, deren Spitze allerdings außerhalb des Bildes liegt. Leider hat sich die Druckvorlage nicht erhalten, um endgültig zu entscheiden, ob dies so gewollt ist. Innerhalb der Bauten laufen zahlreiche gotische Strebpfeiler auf einen Hauptbau zu, der einer Kathedrale ähnelt. Weitere belebende Elemente, wie Engel, das Lamm Gottes oder Adoranten sind zunächst nicht zu entdecken. Allein der Wanderer unten, anhand des Stabes und des Huts als Pilger zu erkennen, verweist auf die zukünftige Bedeutung der Stadt für die noch Lebenden. Eigenartigerweise blickt er nicht in Richtung der Stadt, sondern folgt dem noch weiten Weg vor ihm.
Schaut man sich Jerusalem genauer an, so kann man direkt über dem Tor einen zweiten blockartigen Bau finden. Auf diesem befindet sich eine Balustrade, auf der sich zahlreiche Engel oder Gerettete versammelt haben. Das unterscheidet diese Darstellung von vielen anderen, bei denen die Stadt so gut wie immer unbelebt ist.
Die komplexe Zeichnung zeigt das Cover des ersten Heftes des Jahres 1930 (Band 47) der Zeitschrift „Herold der Wahrheit“, die von Adventisten in Hamburg herausgebracht wurde. Der namentlich nicht bekannte Künstler hat mit R. S. signiert, vielleicht wird die zukünftige Forschung hier eine Zuweisung ermöglichen.
Claus Bernet: ‚The Pilgrim’s Progress‘ von John Bunyan, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 24).