Václav Boštíks Bild „Nebeský Jeruzalém“ (oben) entstand 1989. Es ist eine signierte Pastellzeichnung auf Papier in der Größe 52 x 48 Zentimeter. In der Galerie „Prague Auctions“ (Prag) stand es 2011 noch für 5.800 Euro zum Verkauf an; der Besitzer hatte es 1996 direkt vom Künstler in dessen Atelier erworben.
Eine andere Arbeit, „Nebeský Jeruzalém I“, entstand ebenfalls 1989 und befindet sich in der Kunstgalerie von Eger (Cheb). In beiden Arbeiten werden geometrische Grundformen in zurückhaltender Weise präsentiert. Der undurchsichtige, verschwommene Eindruck korrespondiert mit dem mystischen Gehalt des Gegenstandes, wie ihn Boštík verstand: „Mit religiösen Themen habe ich mich immer wieder beschäftigt, allerdings mehr in abstrakter Weise. Ich war und bin sehr beeindruckt von Paul Klee und Mark Rothko, die ich auch als Persönlichkeiten schätze. In meinen späten Arbeiten experimentierte ich mit weichen Formen, fast verblassten Farben, wie im Nebel, Herbst oder Winter. Zu den Werken gibt es mehrere Vorstudien, die zum Teil anders heißen oder gar keinen Titel haben. Mir ist hier nicht wichtig, das Himmlische Jerusalem zu zeigen, sondern in dem Betrachter etwas auszulösen, was ihn an das Himmlische Jerusalem erinnern könnte. Das sind unterschiedliche Sachen: das eine ist ein allgemeines Faktum, das andere eine individuelle Fiktionalität“ (Schreiben vom 4.10.1997).
Václav Boštík (1913-2005) gilt als einer der wichtigsten tschechischen Künstlerpersönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aktiv auf dem Gebiet der Malerei, der Graphik und der Buchgestaltung. 1937 wurde er Mitglied der Prager Akademie, 1942 gehörte er zum Kunstforum (Umělecká berseda) und 1960 war er Mitbegründer der Künstlergruppe UB 12. Zunächst arbeitete er in realistischer Malerei, kam aber bald schon zu einem abstrakten Ausdruck, den er als kosmogonischen Prozess betrachtete, der auch Beziehungen zum Universum und zum mystischen Christentum beinhaltet. Nur unter schwierigen Bedingungen konnte er in der damaligen CSSR künstlerisch arbeiten, und erst die Revolution 1989 brachte dem Künstler dann eine späte Anerkennung und Würdigung. Das Thema „Himmlisches Jerusalem“ war für den bekennenden Katholiken Boštík nicht zufällig in der Umbruchszeit 1989 für mehrere Arbeiten als Thema aufgegriffen worden.
Karel Srp: Václav Boštík. Galerie hl. města Prahy Staroměstská radnice, 30.3. – 14.5.1989, Praha 1989.
Václav Boštík, Arbeiten auf Papier, Dresden 1993 (Sammeln und Bewahren, 71).
Václav Boštík: Výběr z díla 1936-1997, Brno 1998.
Václav Boštík: 1913-2005, Praha, um 2010.