Gegen Ende des elften Jahrhunderts kam es zu tiefgreifenden Änderungen im kirchlichen und kulturellen Leben der christlichen Königreiche im Norden Spaniens. Die traditionelle spanische Liturgie wurde durch den damals neu empfundenen römischen Ritus ersetzt, die westgotische Minuskel wurde von der karolingischen verdrängt, Kunst und Architektur näherten sich immer mehr der in Frankreich verbreiteten romanischen Formensprache an. Damit war die Blütezeit der Beatus-Handschriften im eigentümlich spanisch-mozarabischen Stil vorbei. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts wurde noch eine Reihe von Beatus-Codici in karolingischer Minuskel geschrieben. Die Miniaturen bauen meist auf dem Bildprogramm früherer Beatus-Handschriften auf, beinhalten aber bereits zahlreiche Stilmerkmale der romanischen Buchmalerei.
Ein wichtiger dieser Codici der Romanik ist der Manchester-Beatus (auch Rylands-Beatus genannt), aus der John Rylands-Universitätsbibliothek (MS lat. 8). Er wird unterschiedlich datiert, aber entstand wohl noch im 11. Jahrhundert. Fol. 197v des Manchester-Beatus zeigt 18 Heilige, die je in einer Arkade des Himmlischen Jerusalem um die zentrale Christusfigur sitzen. Von dessen Thron fließt das Wasser des Lebens nach unten. Dort unten stehen Johannes und ein Engel, der mit einer Geste nach links oben zu Christus verweist. Dem Engel ist ein staudenartiges Gewächs gesetzt. Dieses stellt, nach seiner Beschriftung, den Baum des Lebens dar.
Peter K. Klein (Hrsg.): Beatus a Liebana in Apocalypsin comentarius. Manchester, the John Rylands University Library Latin MS, München 1990.
Peter K. Klein: The model for the Cardeña and Manchester Beatus, in: María Luisa Melero Moneo (Hrsg.): Imágenes y promotores en el arte medieval, Bellaterra 2001, S. 139-151.
Peter K. Klein (Hrsg.): Beato de Liébana. La illustración de los manuscritos de Beato y el códice de Manchester, Valencia, um 2004.