In Stahldorf, einem Stadtteil von Krefeld der wegen seiner Stahlproduktion so benannt worden ist, wurde in der römisch-katholischen Kirche St. Bonifatius ein modernes Fenster von Hubert Spierling (1925-2018) gestaltet und von der Glasmanufaktur Hein Derix aus Kevelaer eingebaut. Das geschah 1990, knapp vierzig Jahre nach Erbauung des schmucklosen, nüchternen Zweckbaus. Die Konzeption entstand in enger Zusammenarbeit mit Norbert Rutten, dem damaligen Pastor der Gemeinde.
Das neue Fenster im Kirchenschiff besteht aus Opalglas in den Farben Weiß, Braun, Hellgelb und Blau, Blei sowie aus Schwarzlot. Die Kreisform der inneren Stadt erinnert katholische Gläubige auch an die Hostie des Abendmahls. Spierling hatte schon Mitte der 1950er Jahre mit dem Kreis im Neuen Jerusalem experimentiert, bei einer Kirche in Detmold. In Krefeld hat er um die Hostie das Quadrat der äußeren Stadt gelegt, unterbrochen von zwölf unregelmäßigen, gelblichen Durchbrüchen, die der Konzeption etwas Leichtes, Schwebendes verleihen. Diesen Eindruck erzielt der Künstler auch durch eine brüchige, schmale Linienführung. Ein kompositorisches Gegengewicht sind die braunen, massiv erscheinenden Mauern der Stadt, die sich nach oben und unten verdichten, wo Blautöne unten an den Lebensfluss und oben an das Firmament erinnern. Gleichzeitig wird auch wieder das Tormotiv aufgenommen. So erweckt es den Eindruck, als würde man unten drei Tore frontal sehen, und darüber drei Tore aus der Vogelperspektive. Das gilt nur für die obere und untere Seite, links und rechts ist das Mauerwerk zurückgenommen.
Norbert Rutten: Krefeld-Stahldorf. Katholische Pfarrkirche St. Bonifatius, Regensburg 2000.
Festschrift zum Goldenen Priesterjubiläum Pastor Norbert Rutten: 50 Jahre Priester, 37 Jahre Pastor an St. Bonifatius, Krefeld-Stahldorf, Krefeld 2006.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).