Die in den Niederlanden erscheinende römisch-katholische Familienzeitschrift „Die Heilige Stadt Gottes“ (später benannte sie sich um in den Namen „Stadt Gottes“) zeigt als Coverbild des sechsten Jahrgangs (Jahrgang 1883), dem Titel gemäß, die Gottesstadt als einfarbige Illustration. Unverkennbar ist die Stadt Jerusalem als eine Art römische Petersdom-Fantasie mit der Fassade von Carlo Maderno und der Kuppel von Michelangelo dargestellt:
Eine konvex gebogene Stadtmauer ist vorne von einer neobarocken Pforte durchbrochen. Der Durchgang ist mit einem Bogen überspannt, geschmückt mit drei Skulpturen, offensichtlich Engeln, und einer Krone. Die Pforte steht offen, ein weiterer, lebendiger Engel begrüßt gerade Angekommene, zwei weitere Menschen spazieren im Hintergrund. Der Bau dahinter hat neben einer Hauptkuppel sechs weitere Türme, die alle mit einem lateinischen Kreuz als Sakralbau oder Tempel markiert sind, was ja eigentlich in der Stadt Gottes überflüssig sein sollte. Mittig oben durchbricht Licht in langen Strahlen das Firmament und beleuchtet die Stadt bzw. die Fassade der Basilika. Links unten ist diese Zeichnung sogar signiert: „T. Kotzern“ ist dort zu lesen. Wenn man dieser Angabe trauen darf, führt sie leider nicht weiter, denn als Familienname ist „Kotzern“ inexistent, und andere Illustrationen eines solchen Künstlers konnte ich weder in weiteren Jahrgängen von „Die Heilige Stadt Gottes“ noch anderswo finden. Was man in den anderen Ausgaben von „Stadt Gottes“ jedoch findet, sind weitere Illustrationen, die den Petersdom mit dem Himmlischen Jerusalem gleichsetzen. Die Lehre der römisch-katholischen Kirche erhebt diesen Anspruch jedoch offiziell nicht, und auch nach den Angaben der Johannesoffenbarung soll die zukünftige Stadt ja gerade ohne Tempel oder Kirchenbau sein, was für viele Gläubige (und Künstler) bis heute überraschend und unvorstellbar ist.