St. Oswald ist ein kleines Dorf, das zur Gemeinde Kartitsch in Osttirol gehört. Bei der Renovierung der gleichnamigen römischen-katholischen Pfarrkirche im Jahre 1966 fand man farbige Fresken aus der Zeit um 1500, die dann sorgfältig renoviert wurden. Zugeschrieben wurden sie dem Maler Jakob Woraht aus Taufers in Südtirol. Das Fresko rechts vom Altar zeigt das Weltgericht. Eine für solche Darstellungen ungewöhnlich große Zahl von Menschen strömt zu der Himmelspforte, deren Tür von der Masse schier weggedrückt wird. Wurde auf die Darstellung der menschlichen Körper viel Sorgfalt verwendet, ist die Pforte recht schematisch, fast beiläufig aufgezeichnet. Es ist ein breiter Rundbogen, der wie eine Toreinfahrt zu einem Bauernhof oder gar eine Scheune anmutet, ohne Schmuck, Raffinesse oder farbliche Hervorhebung. Links sieht man die offene Holztür mit schmiedeeisernen Beschlägen. Empfangen werden die Menschen von einem übergroßen Petrus, der hier wie ein Philosoph in antikem Gewand gekleidet ist. Er hält mit einem Arm den Schlüssel nach oben, mit dem er bereits sein Werk verrichtet hat. Ihm gegenüber steht eine weitere Figur, bei der es sich um einen Engel handelt. Zwischen den beiden sind Nackte dargestellt, an denen man gut verstehen kann, dass dieses Fresko nach kurzer Zeit, vermutlich in der Reformation, übertüncht wurde.
Johannes Trojer: Die Kirche St. Oswald, Gemeinde Kartitsch, Osttirol, Salzburg 2017 (2).
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).
Beitragsbild: Jürgele, St. Oswald, Kath. Filialkirche St. Oswald, Wandbild rechts, CC BY-SA 3.0 AT