Hanns Rheindorf (1902-1982): St. Kunibert in Köln (1976)

Die Frontseite des Tabernakels von St. Kunibert zu Köln ist ein Silberrelief, versehen mit Goldstegen und verschiedenen Edelsteinen in unterschiedlicher Farbe. Es stammt von dem in Köln ansässigen Goldschmied und Bildhauer Hanns Rheindorf (1902-1982), geschaffen im Jahr 1976 als eines der letzten Werke des Künstlers. Die eigentliche Tabernakeltür ist quadratisch. Zu entdecken sind auf dem Relief der Tür die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem und acht reliefierte Heilige als oberer und unterer Abschluss in einem eigenen, rechteckigen Bildfeld. Die Stadt ist genau in 144 einzelne kleine Quadrate unterteilt. Die Tabernakeltür ist zudem mit drei kostbaren Edelsteinen geschmückt, als Hinweis auf die Trinität: Gott ist durch einen roten Jaspis dargestellt. Von ihm geht der Lebensstrom aus und führt zu Christus, symbolisiert in Form eines Bergkristalls in der Tabernakelmitte. Neben dem Strom steht der blühende Lebensbaum und darunter, als Symbol für den Heiligen Geist, findet man einen Rosenquarz. Auf der gegenüberliegenden Seite (hier nicht zu sehen) ist oben der Davidstern (ein Symbol für den Alten Bund) angebracht und unten eine weibliche Figur abgebildet, die die Kirche symbolisiert (für den Neuen Bund). An den Rändern der Tabernakelfront sind weitere Edelsteine in Dreiergruppen zusammengefasst. Es sind zwei blaue Gruppen oben und unten sowie zwei grüne Gruppen links und rechts: Dies sind die zwölf Fundamentsteine des Himmlischen Jerusalem.

Der Tabernakel hat seinen Platz in einer Wandnische rechts vom Altar. Gewöhnlich ist er mit einer bemalten hölzernen Tür geschlossen, die außen den gekreuzigten Christus zeigt. Um diese zweite Tür befindet sich das eigentliche Sakramentshaus mit einer Höhe von sechs Metern. Dieses Haus ist nicht aus Stein, sondern es handelt sich um Freskomalereien, die unten Engel und Heilige, oben Christus im Himmlischen Jerusalem zeigt (als Gegenpol zum gekreuzigten Christus unten).

Dorothea Eimert: Virtuose Meisterschaft: Hanns Rheindorf zum 75. Geburtstag, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 30, 1977, S. 173-183.
Christoph Machat, Hans Kisky: St. Kunibert in Köln, Neuss 1985 (2).
Claus Bernet: Der Tabernakel und das Neue Jerusalem, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 34).

 

tags: Tabernakel, Köln, Rheinland, Edelstein
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