Manfred Johannes Nittbaur (geb. 1949): Ehemalige Lauingener Krankenhauskapelle (1991)
In der ehemaligen Krankenhauskapelle von Lauingen (Donau), die einstige Kreisklinik St. Elisabeth, hat man 1991 ein langes und schmales Glasfenster von Manfred Johannes Nittbaur (geb. 1949) aus Augsburg eingebaut.
Schon wenige Jahren nach dem Einbau wurde das Krankenhaus samt Kapelle aufgelöst und kam zur angrenzenden Elisabeth-Stiftung. Diese baute das Haus zu einem Wohn- und Pflegeheim um, welches nach Dr. Anton Dierich benannt wurde, der den komplizierten Transformationsprozess anleitete. Dabei konnte die gesamte Kapelle unverändert erhalten werden. Da dieser Ort von außen nur selten aufgesucht wird, ist die Arbeit von Nittbaur wenig bekannt und ein echter Geheimtipp für Freunde der Glaskunst. Im Schaffen des Künstlers hat er das Motiv der Stadt Jerusalem nur einmal aufgegriffen.
Das signierte und datierte Werk trägt den Titel „Weg des Heiles in Jesus Christus“. Die Herausforderung war, für ein sehr schmales horizontales Fensterband eine ansprechende figürliche Lösung zu finden. Nittbauer wählte ein Zweisichtverglasung. Bei der sieht man das Fensterband sowohl von außen auf dem Gang über der Doppeltür, als auch im Innenraum gegenüber des Altares (wo sich weitere Glasfenster des Künstlers befinden). Im Innenraum verunstaltet seit Kurzem ein Fluchtwegsignal das Fenster, dessen Pfeil zufällig oder gewollt genau auf das Lamm deutet. Es scheint so zu sein, als betrachtete der Künstler die Gestaltung an der Außenseite (bei der das Lamm nach links blickt) als die maßgebliche Seite, denn hier findet sich seine Signatur und Datierung.
Trotz des geringen Platzes bietet Nittbauers Arbeit eine überraschend vielgestaltige Darstellung. An der linken und rechten Seite sowie mittig kommen jeweils drei Wege an die Tore der Stadt. Im Hintergrund kann man die Rückseiten der drei noch fehlenden Tore sehen, so dass hier tatsächlich zwölf Tore präsentiert werden. Besonders schön: an den Toren der Stadt ist die Pforte in einer matten Farbtönung als Rundbogen eingezeichnet.
Trotz der geringen Fläche gelingt es dem Künstler, die gesamte Stadt mit einem Regenbogen zu überspannen. Der Regenbogen wird in der Johannesoffenbarung zwei Mal genannt; er zieht sich eigentlich nicht über die Stadt, sondern über den Thron Gottes. Der Thron ist vielleicht indirekt anwesend durch das Lamm Gottes, welches im Zentrum der Stadt steht bzw. thront.
Lothar Altmann: Glasmalereien von Manfred Johannes Nittbaur für die Kreiskrankenhaus-Kapelle in Lauingen an der Donau, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 44, 1991, S. 310-311.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).