Die emblematischen Malereien und Gewölbestuckaturen in der 1647 geweihten Marienkapelle im schweizerischen Stans (Kantons Nidwalden), genannt „unter dem Herd“ bilden den Hauptteil eines Bildprogramms der Lauretanischen Litanei. Dieses nimmt den ganzen, in drei Jochen unterteilten Kirchenraum ein. Der oder die entwerfenden und ausführenden Künstler sind namentlich nicht bekannt, man vermutet für die Stuckaturen einen Meister aus Lugano und für die Malereien einen professionellen Dekorateur aus Italien. Unter den 29 marianischen Symbolen wird u.a. auf der Decke die „Porta Celi“ präsentiert, genaugenommen steht dort „Porta et Clavis Celi“, also „Die Pforte und der Himmelsschlüssel“. Diese Kombination der beiden Symbole liegt thematisch zwar nahe, ist aber, soweit mir bekannt, kaum einmal aufgegriffen worden. So hält ein kleiner Putto mit der einen Hand einen Schlüssel, mit der anderen das zitierte lateinische Schriftband. Darüber sieht man eine kunstvoll verzierte Renaissancepforte. Sie ist zum Betrachter leicht quer gestellt und scheint offen zu stehen, vielleicht hat der Putto sie geöffnet? Die Pforte wird oben übrigens zum Teil von einem weiteren Putto verdeckt, der aus Stuck gestaltet ist.
Auf der Wandfläche über einem Seitenbogen ist die wesentlich schlechter erhaltene „Civitas Dei“ als begrünte Stadtlandschaft zu finden. Links und rechts eines naturalistischen Baums haben sich vor allem die Umrisszeichnungen erhalten. So hat die Stadt eine Stadtmauer mit Zinnenbekrönung, hinter der große Kuppelbauten auffallen.
Robert Durrer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden, Zürich 1899.
Regula Odermatt-Bürgi: Pfarrkirche St. Peter und Paul in Stans, Bern 1989.
Dieter Bitterli: ‚Tota pulchra es amica mea’, in: Der Geschichtsfreund, 146, 1993, S. 115-150.
Claus Bernet: Neues Jerusalem in Österreich, der Schweiz und der Alpenregion. Ein Kunstreiseführer, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 18).