Hans Brosamer (1495-1554) war ein deutscher Maler, Kupferstecher und Zeichner, der größtenteils in Nürnberg künstlerisch aktiv war. Nürnberg war damals eine europäische Kunst- und Handelsmetropole wie heute vielleicht London. In der Reichsstadt war Brosamer von Lucas Cranach dem Älteren und Albrecht Dürer beeinflusst, was sich auch bei seiner Zeichnung zur Offenbarung des Johannes zeigt. Diese entstand aber nicht in Nürnberg, sondern etwas später, als Brosamer als Kupferstecher bereits in Thüringen, in Erfurt, arbeitete.
Bei dem humanistischen Verleger Hermann Gülfferich erschienen im Jahr 1553 in Frankfurt am Main 26 Holzschnitte von Brosamer. Die kleine Bildsammlung hatte den lateinisch-deutschen Doppeltitel: „Apocalypsis S. Ioannis. Die Offenbarung S. Johannis“. Es handelt sich um Abbildungen eines frühen Apokalypsezyklus mit lateinischer Über- und deutscher Unterschrift, die wohl für eine zukünftige Bibelausgabe gedacht waren. Es war durchaus üblich, mit kleinen Bildbänden erst einmal den Markt auszuloten und um Subskribenten zu werben. Im vorliegenden Falle ist es aber später nicht zu einem Bibeldruck gekommen, in dem man diese Illustration finden könnte.
Die letzte der Abbildungen zeigt einen Engel neben einer gedrungenen Johannesfigur, deren etwas deformierter Kopf und zerzaustes Haar auffällt – Personendarstellungen waren also nicht der Schwerpunkt Brosamers. Eindruck macht schon eher der steile hohe Felsen, der fast die gesamte linke Bildseite ausmacht. Die darunter liegende Stadt ist ein Komposit ganz ähnlicher Veduten Jerusalems der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als es geradezu eine Manie war, die Stadt mit einem geraden Kanal zu zeigen.
Bodo Gotzkowsky: Die Buchholzschnitte Hans Brosamers in Werken Martin Luthers und anderen religiösen Drucken des 16. Jahrhunderts. Ein bibliographisches Verzeichnis ihrer Verwendungen, Baden-Baden 2009.
Kurt Löcher: Zu den Nürnberger Anfängen des Malers Hans Brosamer, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 96, 1, 2009, S. 1-33.