Matthias Scheits (um 1625 bis 1630), Johann Georg Waldreich: Scheitsbibel (1672)
Vor uns haben wir eine weiterentwickelte Kopie des Merian-Stichs in weicher Zeichnung aus dem Jahr 1672. Sie wurde der Bibelausgabe „Das Newe Testament“ entnommen und ist dort einer der letzten Kupferstiche. Der Illustrator war Matthias Scheits (geb. um 1625 bis 1630 in Hamburg; gest. um 1700 ebenda), der Stecher ein Johann Georg Waldreich aus Augsburg. Ihre gemeinsame Arbeit wurde später auch bekannt als „Scheitsbibel“. Diese in Lüneburg gedruckte Prachtbibel gilt als eine der schönsten bislang herausgegebenen illustrierten Bibeln, die vor allem künstlerisch neue Standards setzte: „In Text und künstlerischer Ausstattung der Bibel war eine Vollendung erreicht worden, die mit den Mitteln der Zeit nicht mehr zu überbieten war“ (Lüneburg und die Offizin der Sterne, S. 97).
Die Seite 159 der Scheitsbibel präsentiert das Himmlische Jerusalem: Der Himmel wurde mit einer Gloriole und Gewitterwolken etwas dramatischer gestaltet; dem Engel wurde ein Maßstab in seine linke Hand gegeben, der nun ebenso wie die rechte Hand in Richtung der heiligen Stadt zeigt. Ansonsten hat sich die Konzeption und Proportion eng an das Original von Matthäus Merian von 1627 gehalten, die Details sind aber etwas verspielter, unter Einfluss weiterer inzwischen erschienenen Lutherbibeln, wie der Dilherr-Bibel, der Ausgabe von Peter Troschel und der Ausgabe von 1664. So sind jetzt die Tore und Häuser der Stadt mit etwas mehr Schmuck und Ornamentierung gezeigt. Auffällig ist, dass in der Stadt die vorderen Häuser ungeordnet stehen, die Bauten im Hintergrund aber schematisch wie Reihenhäuser aneinander gesetzt sind.
Friedrich Corssen: Bilder aus der Lüneburger Bibel von Matthias Scheits 1673, Lüneburg, um 1930.
Gerhard Körner: Die Sternsche Bilderbibel von 1672. Sonderausstellung im Alten Haus am Berge 35. Handzeichnungen des Matthias Scheits und Kupferstiche, 15. Juli – 11. August 1950, Lüneburg 1950.