Das spätgotische Chorgemälde ist der bedeutsamste Teil der Innenausstattung der Bückelter Kapelle St. Antonius im Kreis Meppen im westlichen Niedersachsen, direkt an der niederländischen Grenze. Das Gemälde wurde bei Restaurierungsarbeiten der Konservatorin Roswitha Poppe (1911-2003) um 1960 unter mehreren Farbschichten wiederentdeckt und anschließend freigelegt. Es entstammt, wie auch die Fresken aus der Kirche in Groß-Hesepe, aus der gleichen Werkstatt. Leider gehört die Darstellung mit dem Himmlischen Jerusalem auf der linken, äußeren Gewölbekappe zu den weniger gut erhaltenen Partien der Wandmalereien. Diese sind aber nicht ergänzt, sondern nur freigelegt, gesäubert und konserviert worden. Die klar begrenzenden Konturen sind somit keine Rekonstruktionsversuche, sondern entsprechen dem damaligen Stil, der an Holz- und erste Kupferstiche des Spätmittelalters angelehnt war. In Anlehnung an die weit verbreitete Biblia Pauperum zeigt die nördliche Gewölbekappe Gerettete, die von einem Engel in das Himmlische Jerusalem in Form einer Kirche mit spitzem Turm und rotem Schiff geleitet werden.
Über der Szene wird sich mit Sicherheit die Hand Gottes befunden haben, die ja bekanntermaßen seit der Spätantike mit dem Neuen Jerusalem in Verbindung gebracht wird. Irrtümlicher Weise wurde sie hier als Engelsfigur mit Flügeln interpretiert. Die Szene gehört übrigens nicht zu einem Weltgericht, sondern präsentierte im Chor den Gläubigen eine Zukunftshoffnung, bis die Fresken nach der Reformation übertüncht wurden.
Willy Friedrich: Beschauliches Hasetal. Kleinod Bückelter Kapelle, in: Der Grafschafter. Heimatbeilage der Grafschafter Nachrichten, 8, 1953, S. 29-30.
Roswitha Poppe: Gotische Wandmalereien im Emsland, in: Jahrbuch des Emslandes, 12, 1965, S. 95-116.
Roswitha Poppe: Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Meppen, Meppen 1974.
Aloys Hake: Die Bückelter Kapelle, Sögel 1984.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).