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Proskynetarion (um 1795)

Ein „Proskynetarion“ (gr. „Andachtsraum“) ist in der Ostkirche eine monumentale Ikone, die das historische Jerusalem zeigt, in Verbindung mit Szenen aus dem Leben und der Passion Christi. Die meisten dieser Arbeiten wurden auch im historischen Jerusalem hergestellt und an christliche Pilger aus Russland, Polen und andere slawische Länder verkauft. Die Pilger nahmen sie als kostbare Souvenirs mit in ihre Heimat. Dort wurden sie dann im Narthex oder den Seitenschiffen der Kirchen und Klöster aufgehängt, wo sie die Gläubigen zu einem frommen Leben der christlichen Nachfolge anspornen sollten oder zu einer weiteren Pilgerreise anregten.
Ein solches Proskynetarion wurde 1950 dem Nationalmuseum Warschau vermacht, als Schenkung aus der Erbmasse von Ignacy Jan Paderewski (1860-1941), einem ehemaligen Ministerpräsidenten Polens, der sich auch für Musik und Malerei interessierte. Die Ikone ist um 1795 entstanden, basiert auf Temperafarben und hat die Gesamtgröße 195 x 99 Zentimeter.
Über der Darstellung des historischen Jerusalem ist hier eine Weltgerichtsszene zur Darstellung gebracht. Rechts öffnet ein Monster sein Maul, um Verdammte zu verschlingen. Ihm gegenüber ist eine Pforte des Himmlischen Jerusalem gesetzt, die Gerettete aufnimmt. Die unscheinbare Pforte wird gerade von Petrus aufgeschlossen. Rechts neben ihr, hinter den Geretteten, befinden sich weitere Pforten, von denen man goldenen Kuppeln der Stadt erkennen kann. Hinter der Pforte, wo eigentlich die heilige Stadt ansetzen müsste, sieht man hier vier Gräber, aus denen gerade Menschen auferstehen. Es sind ebensolche Gräber, wie sie schon auf westlichen Fresken des Mittelalters in ganz Europa zu finden sind, etwa in Hirschegg/Kärnten, Starogard Gdański/Polen oder in Selm-Cappenberg/Münsterland.

Magdalena Łaptaś: A proskynetarion from the collection of the National Museum in Warsaw: A preliminary description, in: Jacques van der Vliet u.a. (Hrsg.): Coptic studies on the threshold of a new millennium, Leuven 2000, S. 1349 -1358.
Margret Kampmeyer, Cilly Kugelmann (Hrsg.): Welcome to Jerusalem, Köln 2017.
Maja Łozińska: Ignacy Jan Paderewski, Olszanica 2019.

 

tags: Pilger, Weltgericht, Polen, Warschau
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