Weltgericht aus St. Matthäus in Preußisch Stargard (um 1500)

Das Weltgerichtsfresko in Preußisch Stargard/Starogard Gdański entstand, nach einem verheerenden Kirchenbrand 1484, um das Jahr 1500 unter skandinavischem, vor allem schwedischen Einfluss. Merkmal sind geschwungene Formen, die bei dem Schmuckband links zum Ausdruck kommen. Rötliche Töne herrschen vor; es war damals der preiswerteste Farbstoff, im Gegensatz zu Blau oder Grün. Man findet das Fresko in der ehemaligen evangelischen Pfarrkirche zu St. Marien, welche nach 1945 dann in St. Matthäus umbenannt wurde. Es handelt sich dabei um eine dreischiffige Basilika aus dem 14. Jahrhundert. Das Fresko wurde erst 1957 unter dem Putz neu entdeckt und anschließend unter der polnischen Denkmalschutzbehörde freigelegt. Links unten befindet sich das Himmlische Jerusalem als annähernd kreisförmige Stadt. Direkt an der Stadtmauer fügen sich Bauten aneinander, meist Türme und Tore, aber auch eine Kapelle und eine Kirche. In der Mitte scheint sich lediglich eine grüne Wiese zu befinden, ansonsten ist sie frei gehalten. Auch anderswo findet man hier keine belebenden Figuren, wie Engel, Lämmer, Apostel, Heilige, etc.
Die Stadt ist oben umgeben von geöffneten Gräbern. Aus denen werden Menschen zum Gericht gerufen; einige werden von Monstern abgeholt, andere versammeln sich zu einer Gruppe vor der Stadt rechts. Es sind nicht mehr Vertreter von mittelalterlichen Ständen, sondern nackte Individuen. Von Petrus, selbstverständlich bekleidet, werden sie angeführt, der ihnen den Weg durch die Hauptpforte weist. 

Martin Steinkühler: Preußisch Stargard, Münster 1998.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

 

tags: Weltgericht, Frühe Neuzeit, Pommern, Polen, Wiese
Share:
error: