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Tympanon aus dem Eichstätter Dom (um 1420)

Das spätmittelalterliche Relief befindet sich im Dom St. Servatius zu Eichstätt (Oberbayern), genaugenommen im Mortuarium der römisch-katholischen Bischöfe. An dieser Stelle, also einer Grablege, ist eine Gerichtsdarstellung durchaus passend und naheliegend. Die Lünette zeigt ein Jerusalem in Form eines Turmes, der durch das bekrönende lateinischen Kreuz an eine Kirche angelehnt ist. Der Turm scheint rund angelegt zu sein, daher hat er auch eine Kuppel als Bekrönung. Zwischen den gut sichtbaren Mauern des Schafts und der roten Kuppel hat der Künstler eine Zinnenbekrönung gelegt. In seiner Gestalt ähnelt er etwas den Mauertürmen der Wehrgänge um die freie Reichsstadt Nürnberg, wie dem Neutorturm oder dem Frauentorturm. Eine Ähnlichkeit mit den späteren Rundtortürmen ist zufällig. 
Links vor dem Turm steht Petrus mit dem Schlüssel, rechts ein Engel mit der Posaune zum Jüngsten Gericht. Einst gehörte das Relief zu einem spätmittelalterlichen Tympanon, zu dessen Herkunft und Funktion allerdings nur Vermutungen bestehen. Eine geht dahin, dass es aus der ehemaligen, im 19. Jahrhundert weitgehend abgebrochenen Stadtpfarrkirche am Marktplatz von Eichstätt stammen könnte. Das Relief zeigt das Wappen des Eichstätter Bischofs Johann II. von Heideck, der von 1415-1429 regierte, was also eine Entstehungszeit auf etwa 1420 vermuten lässt und den Herkunftsraum auf das Bistum begrenzt.

Josef Fischer: Domkreuzgang und Mortuarium zu Eichstätt. Vortrag, gehalten im historischen Vereine zu Eichstätt, Eichstätt 1889.
Michael Schmidt: Das Mortuarium am Eichstätter Dom. Eine architekturhistorische Untersuchung, Eichstätt 1996.
Christian Weiß, Ralf Czarnietzki: Das Mortuarium im Dom von Eichstätt. Die Analyse von bauschädlichen Salzen in niedrigporösen Kalksteinen mit dem REM-EDS, in: Archäometrie und Denkmalpflege, 2013, S. 110-112.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

 

tags: Grablege, Friedhofskultur, Eichstätt, Dom, Oberbayern, Tympanon, Dom, Spätmittelalter
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