Der Mailänder Dom wurde seit Jahrhunderten von den besten Künstlern Oberitaliens ausgestattet. Das imposante Meisterwerk der Lombardei wurde 1572 durch Karl Borromäus (1538-1584) auf den Namen Santa Maria Nascente geweiht. Um 1880 kam der Wunsch auf, dieses Maria geweihte Bauwerk nun auch mit einer Lauretanischen Litanei auszustatten. Dazu hatte man die Portallaibung des Domes vorgesehen, die dann mit unterschiedlichen marianischen Symbolen, darunter auch einer offenen Himmelspforte, von dem Bildhauer, Dekorateur und Maler Lodovico Pogliaghi (1857-1950) in Marmor bearbeitet wurde. Im Jahr 1895 hatte er bereits einen Preis für die Ausführung der Portaltüren des Mailänder Doms erhalten. Die nun folgenden Marmorarbeiten gilt als sein Hauptwerk, ausgeführt in einem Zeitraum von über zehn Jahren. Sein für eine Außenfassadenarbeit auch heute noch erstaunlich gut erhaltenes Werk konnte dann 1906 abgeschlossen werden. Es zeigt eine klassizistische Pforte, geschmückt mit zwei Engelsköpfen an den Seitenpilastern und mit einem gesprengten Giebel. Über diesen hat Pogliaghi einen achtstrahligen Stern gesetzt ist, ebenfalls ein Symbol Mariens. Meist ist es in die Pforte gesetzt, seltener darüber, was eine kurz zuvor entstandene Glasmalerei aus St. Patrick in Eskaheen belegt. Von unten führen bei der Mailänder Pforte mehrere Treppen in das Innere des offenen Bauwerks. Dort stehen nicht etwa Engel, Heilige oder Christus, sondern es winden sich Lorbeerblätter seitlich durch das Tor, wo sich bereits der vegetabile Jugendstil bemerkbar macht.
Lodovico Pogliaghi, a cura del comitato per le onoranze. Presentazione di Achille Marazza. Note critiche e biografi-che di Ugo Nebbia e saggi vari, Milano 1959.
Ernesto Brivio: Der Mailänder Dom, Mailand 1976.
Franco Negrini: I sacrari dei martiri di Ludovico Pogliaghi, in: Civiltà Mantovana, N. S., 12, 1986, S. 191-200.
Il duomo di Milano. Dizionario storico, artistico e religioso, a cura di Giulia Benati e Anna Maria Roda, Milano 2001.
Claus Bernet: Jugendstil, Secession, Art nouveau, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 7).