Sieger Köder (1925-2015) war ein Original im besten Sinne, der durch seine menschliche, bisweilen auch menschelnde Art einen Kreis von Verehrern und Verehrerinnen um sich scharte. Über seine Doppelbegabung als Künstler und Theologe hat er gerne gesprochen, über sein Schaffen wurde gegen Lebensende sogar ein Dokumentarfilm gedreht. Anfang dieses Jahrtausends stand auch ich kurz mit Köder in Kontakt, als er leider schon von seiner Krankheit gezeichnet war. Mich beeindruckte seine offene, mitteilsame Art, und ich habe einiges von ihm über seine Kunst lernen dürfen.
Köder hatte ein exzellentes Gespür, welche Themen und welcher Stil gerade gefragt waren. Das Himmlische Jerusalem hat er häufiger dargestellt, da „das Himmlische Jerusalem das Zentrum von Kirche und Glauben (ist). Für mich ist es auch der Ort von Gottes Liebe, an dem die gefallenen ersten Menschen (Adam und Eva) wieder vereint sind, und versöhnt. Das alles ist Theologie. (…). Aufgedrängt habe ich mich da nicht. Es war ja immer wieder der Wunsch von außen, dass das Neue Jerusalem als Thema an mich herangetragen wurde. Ich sehe mich da als Auftragskünster, wie ja auch die Miniaturisten des Mittelalters nicht bestimmt haben, was sie einfach malen wollten (…). In der Ausgestaltung war ich aber immer frei. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand sagte: ‚Herr Köder, malen sie das mal so oder das so‘. Ich hätte es aber vielleicht sogar gemacht, denn wer sagt denn, dass meine Einfälle immer die Besten sind? Nach dem Erfolg meiner Bibel (i.e. die Köderbibel) war es aber eher so, das man mir sagte: machen sie halt so etwas Schönes wie hier, sie haben ja die Ideen. Ich hatte sie aber nicht immer“.
Mit Hilfe des Künstlers konnten folgende Arbeiten ermittelt werden, die das Himmlische Jerusalem zeigen:
-Köderaltar in der Kirche Mater Dolorosa, Rosenberg (1986-2015)
-Köder-Bibel (1992)
-Glasfenster in St. Johannes, Piflas (1995-1999)
-Gemälde irdisches und himmlisches Jerusalem (2000)
-Aussegnungshalle Hohenmemmingen (2005)
-Bad Uracher Altar, St. Josef (2005).
Die Grabstätte von Dominikus Ringeisen (1835-1904), dem Gründer der „Ursberger Anstalten“, wie das Dominikus-Ringeisen-Werk früher hieß, in der Aussegnungshalle in Ursberg, wurde im Jahr 2004 zum einhundertsten Todestag von Ringeisen aufwendig verschönert. Dies geschah unter fachkundiger Anleitung von Sr. Maria Gunda Gruber CSJ, seinerzeit Generaloberin der St. Josefskongregation. Man baute in die begehbare Grabstätte vier Fenster ein, die alle Sieger Köder gestaltet hat. Dasjenige vierte links vom Eingang ist das Fenster zum Himmlischen Jerusalem, so erklärt es auch ausdrücklich eine neben dem Fenster befestigte Plakette. In die roten Tore hat Köder massive Edelsteine gesetzt, die ein Liebespaar umziehen. Dabei orientierte der Künstler sich ausdrücklich an eigene ältere Malereien und an Werke Chagalls. Glauben wir der Plakette, so stellt das Paar angeblich Gott dar. Umgeben ist das Paar von zwölf Edelsteinen, von denen jeweils drei an einer Seite aneinander gereiht sind. Manche haben einen ganz hellen Grünton, andere einen hellen Rotton. Sie alle sind rot ummantelt. Dadurch sieht es aus, als würde das Paar von roten Steintoren umgeben sein, die eine weiße Füllung haben – Edelsteine und Tore verschmelzen zu einer Einheit. Oben und unten ist die Darstellung abgerundet; vor allem oben entsteht der Eindruck von drei Toren unter einer goldenen Kuppel.