Wilhelm Buschulte (1923-2013): Fenster der Marienkirche in Hamm-Heessen (1992)
Der Glaskünstler Wilhelm Buschulte (1923-2013) aus Unna hat oft das Himmlische Jerusalem gestaltet. Ob dies ein besonderes Interesse des Künstlers war, oder ob das Motiv von den Auftraggebern an ihn herangetragen wurde, lässt sich nicht immer entscheiden, vermutlich war oftmals beides zugleich der Fall. Unter den Hunderten von Glasarbeiten ist jedoch diese Arbeit das letzte Mal, dass Buschulte dieses Motiv darstellte. Er orientierte sich an einer Form, die er bereits 1963 in St. Marien in Witten und 1991 in St. Clara in Dortmund-Hörde zur Anwendung brachte. Nun, 1992, folgte unmittelbar nach dem Fenster in Witten ein Auftrag zu der römisch-katholischen Marienkirche in Hamm-Heessen. Damals gehörte die Pfarrkirche zu der Pfarrgemeinde St. Marien. Nachdem die Gemeinde zum Ende des Jahres 2004 in die neu gegründete Kirchengemeinde Papst Johannes XXIII. aufgegangen ist, wird die Kirche St. Marien nun als Filialkirche geführt. Dort hat der Künstler ein Rundfenster eingebaut, welches aus Antik- und Opalglas sowie Blei und Schwarzlot besteht.
Bei dem Fenster der Ostseite an der Orgelbühne fällt sogleich die quadratische Grundstruktur der Stadt ins Auge. Die Stadtmauer besteht aus Balken, die immer wieder unterbrochen sind, vor allem an der rechten unteren Ecke, wo die Stadtmauer aufzubrechen scheint. Auch die zwölf Tore sind zu finden, aber in eigenartiger Darstellung: Sie sehen aus wie Pilze, die aus der Mauer erwachsen, umgeben von blauen und weißen Punkten. Im Inneren dieses Gebildes ist oben der Lebensbaum, unten der Lebensstrom eingezeichnet. Er scheint links unten und an der rechten Seite mittig die Stadt zu verlassen. In der Mitte befindet sich das Lamm – es eine der ganz wenigen Darstellungen, die das Lamm von oben zeigt. Umgeben ist sein Haupt von sieben orangen Hörnern, die wie Möhren aussehen. Die wabernden, organischen Formen dieses Fensters sind sicher Geschmackssache – manche Besucher fühlen sich an MRT- oder CT-Bilder erinnert. Andere sehen die Stadt assoziiert mit einem menschlichen Körper, man entdeckt dann Organe wie Leber, Herz oder Gedärme.
Annette Jansen-Winkeln: Wilhelm Buschulte. Künstler zwischen den Zeiten, Eitorf 1999.
Günter Beaugrand: Katholische Pfarrkirche St. Marien, in: Beaugrand, Jerrentrup, von Scheven, Peter, Feußner: Kirchen der Neuzeit in Hamm, Hamm 2002.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).