Der Meldorfer Dom zeigt im Altarraum auf dem Ostfenster ein Himmlisches Jerusalem. Eigentlich ist es kein richtiger Dom, sondern der korrekte Name des lutherischen Gotteshauses in Meldorf bei Heide lautet Sankt-Johannis-Kirche.
Der Künstler war bemüht, den zwölf Toren im oberen Bereich dynamische, expressive und schwungvolle Formen zu geben, die sich gut in die gebogene Fensterspitze einfügen sollten. Die durchgängige Rautenstruktur lässt die Darstellung wie hinter einem Schleier erscheinen, die gelben, roten und blauen Farbtöne verblassen dadurch etwas, wenngleich die Dreiergruppen der weißen Tore gut sichtbar bleiben. Es sind einfache, offene Blöcke, die sich in Dreiergruppen überlagern. Darunter hat Assmann die zwölf Apostel gesetzt, etwas schematisch und gänzlich ohne Gesicht – eine Besonderheit jener Jahre, die man auch auf einem Wandteppich in der Christuskirche in Bayreuth oder in der zeitgenössischen Grafik, etwa von Karen Laub-Novak finden kann.
Das Fenster hat der Maler und Bildhauer Siegfried Assmann (1925-2021) 1964 ausgearbeitet. Im Laufe seiner langen Karriere hat er das Neue Jerusalem anschließend immer wieder thematisiert, sei es als Glasfenster (Zu den zwölf Aposteln in Hamburg-Lurup, 1958), als Wandfresko (Heilig Geist in Grosshansdorf, 1998), als Altarwand (Kloster Nütschau, 1974) und als Bronzeschmuck (Kirche am Roland in Wedel, 1975). Das Fenster in Meldorf betrachtete Assmann als besonders gelungen: „Nach drei Jahren war ich mir sicher, eine geeignete Lösung für den Meldorfer Dom gefunden zu haben und habe den Entwurf immer wieder mit dem Pfarrer diskutiert. Damals wollte man unbedingt ein Lamm oder Christus in der Mitte haben. Ich konnte mich aber nicht dazu durchringen, und mehrere Versuche, die Mitte mit einem Symbol zu besetzten, blieben unbefriedigend. Letztlich habe ich mit den gelben Bögen, die anfangs noch gar nicht vorgesehen waren, etwas von der göttlichen Präsenz zur Darstellung gebracht. Auch heute noch empfinde ich es als richtig, dieses Fenster nicht zu sehr zu überlasten, sondern Raum zu geben für das Zukünftige.“
Heiko K. L. Schulze: Der Meldorfer Dom, Heide 1992.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).
Hanne-Ruth Rüsen: Sankt Johannis: Meldorfs Dom, Norderstedt 2020.