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Harold Reitterer (1902-1987): Altarbild Marienkirche in Maurach am Achensee (1983)

Auch in der römisch-katholischen Marienkirche in Maurach am Achensee (Tirol) gibt es ein Altarbild, welches das Neue Jerusalem zeigt. Der Künstler war Harold Reitterer (1902-1987, signiert und datiert rechts unten).

Reitterer wurde in Wien geboren und besuchte dort von 1920 bis 1928 die Akademie der Bildenden Künste. Er unternahm dann weite Reisen als Landschafts- und Porträtmaler, schuf in Skandinavien Landschaftsaquarelle und arbeitete in den 1940er Jahren in England vor allem als Porträtist. 1951 übersiedelte Harold Reitterer nach Maurach am Achensee, wo er sich durch die ihn umgebende Landschaft zu den in seinen Bildwerken wiederkehrenden Motiven aus der Pflanzen- und Tierwelt inspirieren ließ. Der Themenkreis seiner Arbeiten umspannt einen weiten Bogen von religiösen und allegorischen Bildinhalten, die er durch abstrakte Tendenzen bereicherte.

Reitterers Werk in Maurach wurde auf Initiative von Thomas Schipflinger umgesetzt. Pastor Schipflinger war Jesuit; er war in China sowie Russland tätig und seine Spiritualität hat er zum Teil von dort mitgebracht. Vor allem war Schipflinger von marianischer Frömmigkeit geprägt und hat auch zu diesem Thema wissenschaftlich gearbeitet. Die Grundidee in Maurach ist das traditionelle Motiv der Maria Immaculata. Schipflinger Details sind jedoch nicht nur für katholische Kirchen eher ungewöhnlich: Das Altarbild repräsentiert Maria, wie sie Johannes in der Offenbarung gesehen hat, also als „Frau, mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füssen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt“ (Johannesoffenbarung Kap. 12, Vers 1). Auf der linken Seite zeigt Maria auf die Heilszeichen Gottes, auf die Völker und ihre Religionen: Das Lamm mit der Siegesfahne steht für den menschgewordenen Sohn Gottes, das Sonnenrad für den Buddhismus, der Dreier-Mond als Zeichen der Silbe „Om“ für den Hinduismus, der Davidstern (Siegel Salomons) für das Judentum, die Flügelraute für neue religiöse Gruppen, das Yin-Yang-Zeichen für die chinesische Religion, der Lebensbaum für die Naturreligionen und schließlich der Halbmond mit Stern für den Islam. In der rechten Bildhälfte des Altares, zu Füßen Mariens, ist ein schwarzer Drache zu sehen. Er versinnbildlicht das Böse der Welt. Über ihn befindet sich in einem Korb das stärkende Brot (Eucharistie) auf dem Weg in die ewige Heimat; bezeichnenderweise befindet sich auf gleicher Höhe der echte Tabernakel eingebaut. Darüber steht das „Himmlische Jerusalem“, die, laut Schipflinger, Heimat für alle abrahamitischen Religionen in Form einer Reihung von unterschiedlichen Kirchenbauten (Ostkirche und Westkirche), einer Synagoge und einer Moschee. Darüber ist der Heilige Geist (Taube) gesetzt, der über alle und alles ausgegossen wird.

Thomas Schipflinger: Sophia – Maria. Eine ganzheitliche Vision der Schöpfung, München 1988.

 

tags: Altarbild, Moschee, Gesellschaft Jesu, Tirol, Österreich
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