Die Zeitschrift „The Watchtower“ (vollständig: „The Watchtower Announcing Jehovah’s Kingdom“) ist die zentrale religiöse Zeitschrift der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Zählt man die Auflagen in verschiedenen Sprachen zusammen, soll es die auflagenstärkste Zeitschrift der Welt sein. Umso einflussreicher sind die darin enthaltenen Darstellungen, die auch in andere Konfessionen hinüberwirkten. Das Himmlische Jerusalem ist unter den frühen Illustrationen selten zu finden. Das erste und früheste Beispiel stammt wohl aus der Ausgabe von 1924 (Band 45, Heft 1). Es bebildert einen Artikel, der einen Ausblick auf das noch junge Jahr 1924 wagte. Leider ist es nicht gelungen, den Illustrator dieser Arbeit herauszufinden. Vermutlich war es selbst ein Vertreter der Zeugen Jehovas aus den USA, wo diese Zeitschrift gedruckt wurde. Man erkennt deutlich das Bestreben, nicht die gängigen Bildtraditionen der Konfessionskirchen zu tradieren, sondern Neues zu wagen.
Auf der Illustration finden sich zahlreiche Menschen in zeitgenössischer Bekleidung der 1920er Jahre, die einem gewaltigen Engel folgen. Diese Lichtgestalt hebt grüßend ihre rechte Hand, mit einem ihrer Füße durchbricht sie bereits den unteren Rand – damit ist angedeutet, dass durch oder mit ihr Neues betreten wird. Die gewaltigen Flügel reichen vom linken bis zum rechten Rand der Zeichnung und trennen sie in einen unteren und oberen Bereich. Unten zeigt sich die Architektur der alten Schöpfung: Hochhäuser, Einzelfamilienhäuser, ein Verwaltungsbau. Oben hingen zeigt sich die neue Schöpfung, zu der der Engel führt. Die Wolken brechen auf, und erneut erscheint zeitgenössische Architektur. Nun sind es vor allem Hochhäuser, die sich extrem schmal wie Pfeile nach oben richten. In ihrer Masse bilden sie Hochhausschluchten, zwischen den hin und wieder Kuppeln von weiteren Bauten erscheinen. Diese Bauten basieren überwiegend aus weißen Farbschattierungen, die sich von den nach außen dunkler werdenden Wolken abheben.

Auch als Postkarte hat man diese Illustration verbreitet. Dieser Blaudruck der Größe 16 x 10 Zentimeter ist kurz darauf, um 1925, entstanden. Er wurde weniger mit der Post verschickt als vielmehr auf Missionstouren im deutschsprachigen Raum verschenkt, daher hat man an den unteren Rand „Verkündet! Verkündet! Verkündet!“ in deutscher Sprache hinzugefügt. Bekannt wurden bislang lediglich Fassungen ohne Poststempel, die Auflage scheint, anders als bei der Zeitschrift, gering gewesen zu sein.


