Esben Hanefelt Kristensen: Altarbild in Aalborg-Vesterkær (1999)

Die dänische Kirche Vesterkaer (Aalborg) wird von einem monumentalen Altarbild dominiert, welches am 22. August 1999 feierlich von dem Pfarrer Villy Mølgaard in der protestantischen Kirche eingeweiht wurde. Es ist ein hervorragendes Beispiel der zeitgenössischen dänischen Sakralkunst für die Abkehr der schmucklosen, nüchternen Kirchenbauten hin zu mehr Kunst, mehr Farbe, mehr Wärme. Vielleicht ist es auch ein verzweifelter Versuch, den Rückgang der Kirchenbesucher, der sich auch in Dänemark bemerkbar macht, konkret etwas entgegen zu setzen.

Die Kirche Vesterkaer wurde als modere Kirche am Rand der Stadt Aalborg (Nordjütland) errichtet. Es ist eine Saalkirche in Trapezform, deren Innenwände, der damaligen Mode entsprechend, nicht verputzt wurden, so dass man die Klinkersteine sehen kann. Sie tauchen den Raum in ein gedämpftes, warmes Licht. Der Wunsch nach einem Altarbild lässt sich bis in die Anfänge der Kirche zurückverfolgen. Zu Beginn der 1990er Jahre war eine „Machbarkeitsstudie“ eingefordert worden, die heute im Gemeinderatssaal der Kirchengemeinde von Vesterkaer hängt. Von diesem Entwurf des Malers Esben Hanefelt Kristensen, der 1952 in Aalborg geboren wurde, war man sogleich überzeugt. Da aber Kristensen den Triptychon der Kirche von Hadsund (1998) fertigzustellen hatte, dauerte es fast zehn Jahre, bis das neue Altarbild feierlich eingeweiht werden konnte.

Das Altarbild hat, ohne Rahmen, die Maße 4,5 Meter x 3 Meter und dominiert unübersehbar mit seiner starken blauen Tönung den Raum. Pflanzen, Tiere, Menschen – die gesamte Schöpfung – sind nach oben hin ausgerichtet. Dort kommt das Neue Jerusalem herab. Die Architektur ist hier eine Mischung aus neoromanischen und byzantinischen Stilelementen. Die vielen Kuppeln und Türme sind alle mit einem Kreuz bekrönt, auch die zentrale goldene Kuppel, unter der Christus in einem gotischen Torbogen erscheint. Er ist umgeben von weißgekleideten Frauen und Männern, die nicht in die Stadt, sondern sich der Schöpfung entgegen bewegen. Das Gemälde ist überzogen mit kleinteiligen Szenen und Lebewesen, die man nur entdeckt, wenn man unmittelbar vor das Gemälde tritt, welches unten rechts datiert ist.

In der Liebe und Sorgfalt zum Detail, aber auch in der Farbwahl und manchen Motiven, etwa kosmischen Elementen, ähnelt die Malerei denen des deutschen Glasmalers Uwe Fossemer.

Zu dem Altarbild existiert nicht allein eine Vorstudie, sondern der Künstler hat auch später darauf Bezug genommen, so in dem Werk „Bogen om Jesu lignelser“ mit einer ähnlichen Stadtdarstellung bereits auf dem Cover. Die Stadt ist wieder in einen oberen und unteren Mauerzug geteilt, zwischen den sich grüne Bepflanzung geschoben hat.

Statt der Menge weißgekleideter Menschen findet sich jetzt ein Lichtkegel, der von Jesus aus nach vorne, zu einer Eule und Taube gerichtet ist. Es scheint so zu sein, dass aus der Stadt heraus die sich umgebende Natur in eine Paradieslandschaft verwandelt. Darauf deutet ein weiteres Bild aus „Bogen om Jesu lignelser“, auf welchem Jesus mit elf Personen aus der Stadt nach unten steigt. Die ganze Natur scheint förmlich in Schönheit und Liebe aufzugehen, unzählige Blumen, Pflanzen und Schmetterlinge füllen den Hintergrund aus.

Himmel og jord, illustreret af Esben Hanefelt Kristensen, teksten er Første Mosebog 1,1 – 2,4 fra Bibelen i autoriseret oversættelse af 1992, København 2002.
Søren Lodberg Hvas: Bogen om Jesu lignelser, Kopenhagen 2005.
Villy Mølgaard: Vesteraer Kirke og Sogn, Aalborg, 2006.
Dronninglund Kunstcenter (Hrsg.): Esben Hanefelt Kristensen. Maleri, tekstile visioner, quilte qunstnerne, Dronninglund (2008).

 

tags: Kleinteiligkeit, Detailmalerei, Wimmelbild, Dänemark, Altargemälde. Altarmalerei
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