Erentrud Trost (1923-2004): Fensterwand aus St. Petrus Canisius in Hagen-Eckesey (1957)
Der Hagener Stadtteil Eckesey blühte nach dem Zweiten Weltkrieg auf, vor allem die Eisenbahn und Fabrikationen der Eisenverarbeitung schufen Arbeitsplätze und sorgten für Zuzug. Der römisch-katholische Gemeinde war es möglich, auf einem noch freien Grundstück das Zentrum St. Petrus Canisius mit einem Kindergarten, Pfarrhaus, Gemeindesaal und einer Kirche zu errichten, die im November 1957 von Bernhard Schmitz und Bischof Franz Hengsbach eröffnet wurde. Es war damals möglich, herausragende Künstler für die Gestaltung zu gewinnen. Heute, wo diese Kirche nach Diebstählen nicht mehr geöffnet ist, informiert bereits am Eingangsbereich eine Schautafel über die Kunstgegenstände im Inneren – vielleicht auch zum Trost für diejenigen, die sich diese Kunstwerke ansehen wollten und dann vor verschlossener Tür stehen.

Im Inneren führt eine 15 Meter lange Fensterwand aus fünf Kompartimenten mit jeweils vier Bahnen vom Eingangsbereich und der Taufkapelle bis nach vorne zum Altar. Eingebaut wurde sie von der Firma Bruckschen & Co in Hagen. Bernhard Schmitz beschrieb es mit folgenden Worten: „Das Una Sancta Fenster spricht von der Wiedervereinigung der Christenheit, dem großen Anliegen des hl. Petrus Canisius. Das himmlische Jerusalem ist das allen getauften Christen gemeinsame Ziel. Zu ihm sind Schafe und Fischzüge, altchristliche Symbole für Christus und die Christen, unterwegs. (..) Lass das Verlangen nach dem himmlischen Jerusalem in deinem Herzen nie sterben! Wie der Fisch im Wasser, lebe du in und aus der Taufe!“ Die vor dem Fenster liegende Taufkapelle ist daher einige Stufen tiefer gesetzt, um den Aufstieg des Menschen zum Neuen Jerusalem darzustellen. Auch später hinzugekommene Kunstwerke respektierten die Fensterwand oder nehmen auf sie Bezug. So wurde dem Fenster gegenüber die Skulptur „Prediger“ aufgestellt, dessen Hände, die sich noch nicht berühren, dem Bemühen um die Una Sancta Ausdruck verleihen sollen. 1972 kam ein Glasfenster von Wilhelm Buschulte hinzu, ebenfalls gegenüber der Fensterwand. Hier ist verbürgt, dass der Künstler bewusst auf Figürliches verzichtete und aus Respekt vor dem Vorgefundenen lediglich ein zurückhaltendes geometrisches Ornament wählte.

Das Motiv der Herde von Schafen (links) geht bis in die Antike zurück, nicht zuletzt ist das lateinische Wort für Priester „Pastor“, also Hirte. Hier sind es bewusst zwölf Schafe, symbolisch für die zwölf Jünger. Sie sind abwechslungsreich gestaltet, so hat jedes Fell seine eigene Musterung. Sie alle streben nach rechts, zum Himmlischen Jerusalem. Dieses besteht aus breiten, goldgelben Bauten. Sie besitzen Helmdächer oder Kuppel und erinnern dadurch etwas an traditionelle Kirchenbauten (St. Petrus Canisius als bewusst moderner Bau hat einen ganz anderen Kirchenturm). Einige der Bauwerke sind sogar mit Kreuzen bekrönt. Im unteren Bereich finden sich rote Rundbögen: die Tore der Stadt, wiederum zwölf. Unter dem mächtigen Hauptturm findet sich ein Band, das man in Reminiszenz an den Regenbogen deuten kann – hier sind bunte Scheiben gesetzt, die nicht nur an die Farben des Regenbogens, sondern auch an das Edelsteinfundament erinnern. Der Bogen geht in Wellenlinien des Lebensflusses über. Hier sind zahlreiche Fische eingefügt, die nach oben, zur Stadt streben. Der Fischschwarm vor dem Neuen Jerusalem ist ein sehr seltenes Motiv, hier vielleicht sogar zum ersten Mal, später nochmals in der St. Petri-Kirche in Wuppertal-Elberfeld (1964) zu finden. Es soll an die Apostel (= Fischer, Menschenfischer) erinnern, wohl auch an die vielen Menschen, die für die Kirche oder den Glauben gewonnen wurden.
Die Fensterwand ist eine frühe Arbeit von Erentrud Trost (1923-2004), die das Motiv „Himmlisches Jerusalem“ so oft wie keine andere Glasmalerin dargestellt hat. Es scheint so zu sein, dass sie dieses Motiv hier in Eckesey erstmals außerhalb ihres Klosters in Varensell zur Darstellung brachte. Die Künstlerin war damals noch kaum bekannt, der Auftrag für St. Petrus Canisus verdankte sich einem persönlichen Kontakt, da Bernhard Schmitz die Künstler bereits zu seiner Zeit als Vikar der Busdorfkirche kannte.
In Hagen muss man mit ihrer Lösung für die gestellte Aufgabe zufrieden gewesen sein, einige Jahre später wurde sie beauftragt, erneut in dieser Stadt ein Glasfenster mit diesem Motiv auszuführen (Maria Hilfe der Christen, 1964).

Von der Künstlerin habe wir eine Beschreibung der Fensterwand von Eckesey; zum Himmlischen Jerusalem meint sie: „Fische und Lämmer streben der hl. Stadt, der urbs Jerusalem beata zu. Heilige Stadt, hl. Tempel ist wiederum Symbol für die Gemeinschaft der Heiligen in Christus, und zwar als Zustand der Vollendung. Von diesem allen Christen gemeinsam leuchtenden Ziel her verstehen sie ihre Einheit schon in diesem gegenwärtigen Leben.“
50 Jahre St. Petrus Canisius-Gemeinde Hagen Eckesey, Hagen-Eckesey 1975.
Annegret Schmidt, Joachim Schmidt: St. Petrus Canisius, Hagen-Eckesey, Hagen (2016).



