Karl Hellwig (1911-1993): Fenster der Johanneskirche in Sodingen (1960)

Karl Hellwig (1911-1993) war ein Glashandwerker, der vornehmlich im Sauerland und im Ruhrgebiet tätig war, ein gutes Dutzend Mal hat er das Neue Jerusalem als Thema aufgegriffen. Stilistisch vertrat er eine geometrische Figürlichkeit, reduzierte die biblischen Geschichten auf motivische Grundaussagen und arbeitete vor allem mit kräftigen Primärfarben, die eine weiße oder goldgelbe Fläche akzentuierten. Das kann man besonders schön in Herne-Sodingens Johanneskirche sehen. Hier hat Hellwig zum letzten Mal das Neue Jerusalem in Glas dargestellt. Die Arbeit findet sich in einem Dreipassfester über dem Ein- und Ausgang der Kirche, ganz ähnlich wie fünf Jahre zuvor in Gelsenkirchen-Heßler.
In Sodingen handelt es sich um eine neogotische Hallenkirche von 1904. Wie bei fast allen Kirchen des Ruhrgebiets konnten nach 1945 die Kriegsschäden zwar beseitigt werden, doch die historischen Fenster waren verloren. Ob sich Hellwig mit seinen eigenen Motiven an der vorherigen Verglasung gehalten hat oder ob er sie überhaupt kannte, wissen wir nicht, als er 1960 die Neuverglasung der gesamten Kirche anging. Er arbeitet hier erneut mit seinem Kollegen Heinrich Behr jun. zusammen. Dieser führte die väterliche Glasmanufaktur in Bochum, ein Traditionsunternehmen, dass sich im Jugendstil einen Namen gemacht hatte.

Mit dem Thema Himmlisches Jerusalem hat Hellwig jedenfalls ein bewährtes Thema aufgegriffen, das seit Jahrhundert bevorzugt auf oder an Portalen gezeigt wird. Der Künstler setzte genau eine Kante des Kubus, den die Stadt ausmacht, in die Mitte des Fensters, so dass zwei Seiten der Stadt sichtbar werden. Ganz unten läuft ein floraler Fries, darüber sind die Tore der Stadt als einfache Rundbögen gesetzt. Immer wieder sind zwischen den hellen goldgelben Scheiben rote, blaue oder auch grüne Scheiben gesetzt, die die Edelsteine der Stadt ausmachen. Im oberen Drittel füllt ein Lamm einen Pass aus. Es trägt die Fahne mit dem Georgskreuz, von seinem Haupt gehen sieben goldene Strahlen aus, nach unten steht es aus dem versiegelten Buch.

 

tags: Georgskreuz, Ruhrgebiet, Nachkriegskunst, Kubus, Ausgang
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