Die Medarduskirche in Bendorf (Rheinland Pfalz, Mittelrhein) besteht aus einem modernen evangelischen Bereich und der älteren, bis ins hohe Mittelalter zurückreichenden Kirche St. Medardus, die von den Katholiken genutzt wird. Eine „ökumenische Pforte“ verbindet beide Kirchenbauten. Im evangelischen Bauteil schuf Erhardt Klonk (1898-1984) im Jahr 1956 drei geometrische, graufarbige Chorfenster, während das Kirchenschiff mit 13 Buntglasfenstern ausgestattet wurde. Sie bringen das Apostolische Glaubensbekenntnis ins Bild. Das letzte der Fenster, direkt neben der Orgelempore, thematisiert nach der Totenauferstehung das ewige Leben und zeigt den Ort, in dem dieses Leben statt finden soll: das Neue Jerusalem.

Es scheint, dass der Künstler hier erstmals in seinem Schaffen dieses Thema aufgegriffen hat, noch einige Jahre früher als in St. Marien in Marburg (1958). Die Arbeiten sind harmonisch, die Formen gerundeter, die später expressive Note ist noch nicht vorhanden. Das zeigt sich auch bei der Stadt Jerusalem, die kompakt-geschlossen ist und deren Tore sich noch nicht über die Glasfläche hinweg verteilen.
Die Fenster entstanden in enger Zusammenarbeit mit Erich Cohen, dem damaligen Pfarrer der Gemeinde, der sich sehr für den Wiederaufbau der 1944 zerstörten Kirche einsetzte. Einige Wochen vor der Grundsteinlegung zum Wiederaufbau begutachtete das Presbyterium der Kirche ausgewählte neue Arbeiten von Erhardt Klonk, wie St. Castor in Dausenau. Daraufhin besuchte Cohn zusammen mit dem Kirchenmeister Hermann Grünschlag den Künstler in seinem Marburger Atelier. Cohn war es, der die Idee des Apostolischen Glaubensbekenntnisses einbrachte, und erste Ideen wurden besprochen. Es dauerte aber bis März 1956, als Klonk seine Entwürfe nach Bendorf schickte, die gut aufgenommen wurden. Nach einem weiteren Arbeitsgespräch mit dem Künstler am 10. April 1956, diesmal in Bendorf, erhielt er den Auftrag. In kürzester Zeit, bis zur Einweihung am 26. Oktober 1956, entstanden die 13 Fenster in Marburg, wurden nach Bendorf transportiert und eingearbeitet. Sie wurden knapp unter die Dachkante gesetzt und selbst bei tiefer Dämmerung ist es noch möglich, Dank der klaren Darstellung die Thematik der Glasbilder zu erfassen.

Grundsatz für aller Fenster war, nur wenige ausgewählte Motive aufzunehmen und diese kurz, aber prägnant zu skizzieren. Bei dem letzten Fenster sind dies immerhin ein Dutzend Motive: Christus mit seinen Wundmalen, der Lebens- und Erkenntnisbaum, der Lebensfluss, ein Lichtstrahl, Wolken, Alpha und Omega sowie natürlich das Neue Jerusalem. Ob bewusst oder irrtümlich so ist diese Stadt nur mit elf Toren dargestellt. Sie bildet eine Tropfenform, die nach hinten ausläuft, wo sich drei Türme parallel nach oben ziehen. Bedauerlicherweise zerteilt diese Türme horizontal eine breite Bleirute.
Glücklicherweise hat sich eine Entwurfszeichnung zu diesem Fenster erhalten. Sie zeigt, dass an der rechten Seite ein Torzugang vorgesehen war, der bei der Umsetzung vergessen wurde. Dafür hat man der Hand Christi das Passionsmal aufgesetzt, was ursprüglich nicht vorgeshen war. Auch die übergroßen weißen Augen mit dem starren Blick, die gebannt die Blicke auf sich ziehen, waren im Entwurf so noch nicht vorgesehen. Das Gesicht ähnelt übrigens dem Bild Gottes im ersten Fenster. Im Entwurf wurde betont, dass Gott am Anfang und am Ende der Schöpfung steht, erst bei der Umsetzung wurde aus dem Vatergott der Christusgott.
Paul-Georg Custodis: Die Restaurierungsarbeiten an der Medarduskirche und dem Reichardsmünster in Bendorf, in: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins Neuwied, 29, 1974, S. 30-61.
Barbara Friedhofen (Hrsg.): St. Medardus zu Bendorf – die dreigeteilte Kirche 1204 – 2004. 800 Jahre St. Medard Bendorf, Bendorf 2004.
Das Apostolische Glaubensbekenntnis in den Glasfenstern der Evangelischen Medarduskirche zu Bendorf am Rhein 1956. Festschrift zum 50. Jahrestag des Wiederaufbaus 2006, hrsg. vom Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Bendorf, Bendorf 2006.



