In Trondheim (Norwegen) befindet sich die mittelalterliche Kirche Nidarosdom. Sie ist ein bekanntes Nationalheiligtum von Norwegen, da in ihr viele Könige und Königinnen gekrönt wurden. Um die Kirche in den 1970er Jahren neu zu gestalten, wurde ein landesweiter Wettbewerb ausgeschrieben und die neuen Gestaltungspläne vom norwegischen Parlament gebilligt. In der Ostwand der Marienkapelle (ca. 1160-70) wurden 1977 drei Fenster von Oddmund Kristiansen (1920-1997) eingesetzt, inspiriert von französischen Vorbildern wie der Kathedrale von Chartres. Kristiansen hatte schon 1953 den Auftrag erhalten, die Buntglasfenster von Gabriel Kielland (1871-1960) in dem Dom zu restaurieren, was auf große Zufriedenheit gestoßen war und letztlich den Ausschlag gab, den Künstler auch mit der Neuverglasung zu beauftragen.
Das mittlere Fenster (Größe: 42 x 237 Zentimeter) zeigt mittig das Himmlische Jerusalem, indem sich horizontale und vertikale Linien zu einem Kubus vereinigen, der sich in gelbroter Tönung von seiner blauen Umgebung absetzt. Dabei sind zwei Seiten des Kubus mit rötlichen und gelblichen Glassteinen versehen, die übrigen Seiten, soweit sichtbar, bestehen aus hellen blauen bis weißen Steinen. Es ist eine Darstellung an der Grenze zur Abstraktion. Im oberen Bereich drückt ein heller Lichtkreis das Göttliche aus, im unteren Bereich dunkle, violette Scheiben das Irdische.
Die schmalen Fenster sind tief in die Kapellenwand eingesetzt, drei Stufen trennen sie vom Betrachter. Meist sind vor dem Fenster Wachskerzen entzündet, zu Ehren Mariens. Durch das blaue Licht entsteht in dem Raum eine unwirkliche, feierliche Atmosphäre, die dem Gegenstand durchaus angemessen ist.
Oddmund Kristiansen i Nordenfjeldske kunstindustrimuseum. Utstilling av glassmalerier 1976, Trondheim (1976).
Torgeir Flekk Suul: Nidarosdomen – glassmaleriene, Trondheim 1983.
Gunnar Danbolt: Nidarosdomen, fra Kristkirke til nasjonalmonument, Oslo 1997.
Øystein Ekroll: Nidaros domkirke. Norges nasjonalhelligdom, Trondheim 2002.