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Dieses Kunstwerk strahlt Dynamik, Kraft und Energie aus. Durch den gelbroten Lichtstrahl über dem Kubus wird vor allem die Vertikale betont: Hier geht es um das Streben nach höheren Dingen, um die Gleichwerdung des Menschen mit Engeln. Von den Engeln sind vier an den jeweiligen oberen Ecken des Kubus zu sehen. Die Stadt selbst ist ein Kubus, mit drei hohen Rundbögen an ihren Seiten, die Einblick in das rote Innere verschaffen. Vor den Bögen schweben die zwölf Perlen des Himmlischen Jerusalem, das selbst auf einer gewaltigen weißen Wolke thront. Ungewöhnlich und nicht selbsterklärend ist der Rahmen. Es ist eine Kordel, die sich an zehn Punkten zu einem Knoten verbindet – ein Symbol für Schutz und Abgeschlossenheit.
Aus dem Bereich des Freimaurertum sind im Laufe der Jahrhunderte immer wieder auch Bilder des Himmlischen Jerusalem hervorgebracht worden. Alfredo di Prinzio (1939) gehört zu diesem Kreis. Noch in seinem Geburtsland Argentinien hat er in Hurlingham bei Buenos Aires Malerei und Zeichnen studiert. 1969 ließ er sich in Rom nieder. Er ist ein an Esoterik, Ufoglaube, und Freimaurertum gleichermaßen interessierter Künstler, der als Designer arbeitete. „Mutus Liber Muratoriae“ ist eine Serie mehrerer seiner Zeichnungen, die vergeistigte Zustände des Menschen wie auch der größeren Gesellschaft darstellen soll. Jerusalem ist hier nicht als spezifisch christlicher Ort zu verstehen, sondern als ubiquitärer Geisteszustand einer zukünftigen Gesellschaft. Der Künstler erklärt seine zum dem Bild, das den Titel „La Gerusalemme Celeste“ trägt, die Idee: „Die himmlische Stadt beginnt wieder aufgebaut zu werden, Fleisch und Blut materialisieren sich. In seiner Mitte, zusammengesetzt aus drei mal drei Quadraten mit zwölf Öffnungen, strahlt der fünfzackige Stern bereits ein lebhaftes Licht aus.“
Alfredo di Prinzio, Francesco Indraccolo: Mutus liber muratoriae, Roma 1981.
Alfredo di Prinzio: Misteri della tradizione ermetica. Svelando e rivelando (Esoterismo), Roma 2014.
Claus Bernet, Italo Faldi: Das Himmlische Jerusalem in Rom, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 2).