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Allen Johnson: Zeichnung „Der Himmel: Ein Platz, für uns bereitgehalten“ (um 1950)
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden vor allem in den USA neue Beiträge zum Bildmotiv Himmlisches Jerusalem. Maßgeblich wurde dort die Fassung von Clyde Provonsha aus dem Jahr 1952. Sogleich wurde dieses Werk rezipiert, es erschienen Kopien, Varianten, Interpretationen. Darunter fällt diese Zeichnung eines Illustrators aus der zweiten Reihe, von dem man lediglich den Namen kennt: Allen Johnson. Vermutlich handelte es sich um eine Auftragsarbeit, möglicherweise von den Adventisten, für eine Zeitschrift oder eher eine Buchpublikation, denn auch in den USA waren Farbabbildungen in religiösen Zeitschriften noch immer eine Ausnahme.
Der Originaltitel der Arbeit ist „Heaven, A Place Prepared for Us“/„Der Himmel: Ein Platz, für uns bereitgehalten“ (um 1950). Typisch für die Zeit war, dass diejenigen, für die der Himmel laut Titel vorbereitet wird, gar nicht gezeigt werden. Ganz im Gegenteil: Die Stadt wirkt vollständig verlassen und leblos, die offen stehenden zwei Flügel des einzigen Stadttors unterstreichen diesen Eindruck. Die kunstvoll ausgearbeitete Pforte – man kann sogar durchstanzte Schnitzereien erkennen – gewährt einen Blick in das Innere der Stadt, doch der Blick wird sogleich durch ein Wohnhaus verstellt, an dessen Außenmauer eine Treppe zum Dach verläuft. Überhaupt ist die Dachlandschaft das Qualitätsmerkmal dieser Zeichnung, man erkennt griechisch-römische Tempelbauten, zahlreiche flache Kuppelbauten und im Hintergrund immer wieder schmale Türme, die nach oben führen. Im Zentrum befindet sich ein blockartiger Zentralbau, dessen Kuppel alles überragt. Hier ist auch der Ausgangspunkt der markanten Strahlen in matten Pastelltönen. Die Strahlen führen im Wechsel von Violett zu hellem Gelb bis an den Rand des Bildes und lassen lediglich oben etwas Blau des natürlichen Himmels frei.
Claus Bernet, Alan L. Nothnagle: Christliche Kunst aus den USA, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 32).