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Neben Max Fallers (1927-2012) bekannten Interpretation des Neuen Jerusalems entwickelte aus den 1980er Jahren gibt es noch eine jüngere Arbeit. Sie ist nicht öffentlich zugänglich und dementsprechend wenig bekannt, hat aber ihre durchaus eigene Qualität.
Es handelt sich um zwei Bronzetalfeln oder Bronzeplatten. Der Künstler verstand sie als neutestamentliche Ergänzung zu den zwei moasischen Gesetzestafeln. Es war ihm daher ein Anliegen, hier die christliche Erlösungshoffnung ins Bild zu setzen. Solche schmückenden Tafeln sind selten, es gibt eigentlich keinen Markt und keine liturgische Funktion für sie, allein von Christof Grüger (1969) kennt man eine vergleichbare Arbeit in Bronze.
Es handelt sich bei Faller um zwei versilberte Bronzeplatten der Größe 20 x 30 Zentimeter, die beide das Himmlische Jerusalem zeigen, einmal mit dem Seher Johannes rechts unten, ein andermal mit dem Lebensfluss. Beide Tafeln waren 2011 noch im Münchner Atelier des Künstlers vorzufinden, der sie, laut eigener Aussage, aufgrund der figürlichen Darstellungsweise für Kirchen oder Museen damals für nicht verkäuflich hielt.
Bei der ersten Tafel hat Faller die rechte Seite betont, dort findet sich unten der Seher Johannes. Die Stadt ist mit einer Ecke nach unten gedreht und liegt bereits tiefer als die Blickachse des Johannes. Bei dieser annähernd quadratischen Anlage zieht sich ein Band, offensichtlich eine Straße, von mittlerem Haupttor zum gegenüber liegenden Haupttor, so dass ein Kreuz entsteht. Die Bänder/Wege setzen sich übrigens vor der Stadt in die Landschaft fort. Da das Lamm Gottes bereits in ein Medaillon über der Stadt gesetzt ist hat sich Faller entschieden, in der Stadt den Lebensbaum mit seinen Früchten einzusetzen.
Die zweite Tafel zeigt eine Seite eines Kubus mit drei Rundbogentoren. Die Kassetten deuten an, dass sie geschlossen sind. Dennoch muss es eine Verbindung nach außen geben, denn unter den Toren strömt an drei Stellen der Fluss des Lebens nach rechts. Auch über dieser Stadt schwebt ein Medaillon in einem Quadrat gefasst, welches nochmals die Form der Stadt wiederholt. In ihm erscheint die Hand Gottes, an der nach mittelalterlicher Vorstellung die Stadt und neue Schöpfung hängt.
Maria Ottl: Bibeltheologische Hinführung zu Werken des Bildhauers Max Faller, in: Paul Imhof: Christus erleben, St. Ottilien 1992, S. 241-243 (Grundkurs Ignatianische Spiritualität mit Werken von Max Faller, 2).