Pfarrer Phil Schmidt (geb. 1946): Materialien für den Religionsunterricht (um 1985 – um 1995)

Der evangelische Pfarrer Phil Schmidt (geb. 1946) hat sich bei verschiedenen beruflichen Anlässen wiederholt mit dem Himmlischen Jerusalem beschäftigt. Als einstiger Pfarrer der Dreikönigsgemeinde Sachsenhausen in Frankfurt am Main hat er die biblische Stadt Mitte der 1980er Jahre zunächst für das beliebte Kinderspiel „Himmel und Hölle“ auf ein Holzbrett gemalt. Ganz unten verweisen drei Rundbögen auf die Tore des Himmlischen Jerusalem. Darüber sind in mehreren Schichten niedrige Bauten der Stadt in einem traditionellen nahöstlichen Architekturstil gesetzt. Jede Schicht hat eine eine eigene Farbe, von unten nach oben ist es ein kräftiges Rot, dann zwei helle Hautfarben und ganz oben eine dünne Schicht in Beige. Die Strukturierung in solche Schichten kennzeichnen auch einige der folgenden Arbeiten. Hier sind die Schichten durch einen grünen Block unterbrochen, in dem wie in einer Oase Pflanzen und Wasser zu finden sind.
Für den evangelischen Religions- und Konfirmandenunterricht in der Dreikönigsgemeinde hat Schmidt anschließend zwischen 1985 und 1995 circa fünfzehn bis zwanzig Jahren Symbolbilder gemalt, die das Kirchenjahr darstellen und begleiten.

Ein solches Gemälde in der liturgischen Farbe Grün setzt in Weiß und Türkis zahlreiche Bauwerke an- und übereinander, eine orientalische Stadt mit Kuppelbauten und engen Gassen entsteht. Auch hier ist der Zugang unten hervorgehoben, wo die Umrisszeichnung etwas ausbuchtet und ein Haupttor eingefügt wurde.

Letztes Beispiel: In einer Wolke erscheinen vor goldenem Hintergrund über der Gottesstadt die griechischen Buchstaben XPC. Das steht für den ersten, den zweiten und den letzten Buchstaben des Namens „Christos“ im griechischen Alphabet. In der Reihe darunter findet sich das Alpha und Omega. Das kleingeschriebene Omega sieht dabei fast aus wie der lateinische Buchstabe „w“. Über diese kryptische Glaubensaussage, die Kinder und Jugendliche etwas fordert, wurde eine Krone gesetzt, in Anspielung an das Martyrium. Diese Elemente wurden in eine Gloriole gefasst, de über den Häusern der Stadt schwebt. Auch bei dieser letzten Arbeit ist das Zugangstor hervorgehoben – es findet sich mittig in der Stadtmauer und hat die gleiche godfarbene Füllung wie der Hintergrund dieser in ein Wolkenband gefassten Himmelserscheinung.
Eine solche haptische und visuelle Ausgestaltung des Religions- und Konfirmandenunterrichts hat vor allem in den USA Tradition, wo in den evangelikalen Gemeinden das Himmlische Jerusalem aus Lego oder anderen Materialien gebastelt wird, bei Gottesdiensten gemalt wird oder sogar als Kuchen oder Torte gebacken wird. Phil Schmidt wurde seiner Gemeinde ein „amerikanischer Charme“ nachgesagt, seine Predigten – auch in englischer Sprache – waren beliebt und sind teilweise im Internet veröffentlicht; es ist durchaus plausibel, dass Schmidt auf seinen Reisen in die USA Anregungen mit nach Hessen brachte.

Claus Bernet: Kuriositäten, Raritäten, Absonderlichkeiten, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 15).

 

tags: Bastelei, Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht, Lehrtafel, Oase
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