Zwei Glasfenster zum Thema Himmlisches Jerusalem haben sich in der römisch-katholischen Kirche Heilige Dreikönige in Neuss am Niederrhein erhalten. Die Fenster aus blauem, rotem, aber auch gelbem und hellgrünem Antikglas, Blei und Schwarzlot befinden sich im Obergaden der Kirche an der linken Seite vom Eingang aus gesehen. Dargestellt sind figürliche Elemente wie lateinische Kreuze, drei Kronen, Ströme lebendigen Wassers und Lichtstrahlen. Zwischen den beiden Fenstern zeigt ein drittes Fenster zwischen den beiden Jerusalemsfenstern das Alpha und Omega und verweist damit nochmals auf die apokalyptischen Thematik dieser Serie.

Die Kirchenfenster sind gut erforscht, es gibt eine umfangreiche Literatur. In Deutschland sind viele Glasfenster im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, Beispiele aus den 1920er Jahren sind selten. Hinzu kommt, dass diese Arbeiten an der Grenze des geometrischen Jugendstil hin zum Expressionismus stehen, was noch seltener ist. Als dritten Grund für den Wert und die Bekanntheit der Fenster kann angeführt werden, dass sie von einem herausragendem Künstler gefertigt wurden, nämlich von Jan Thorn Prikker im Jahre 1927. Jan (Johan) Thorn Prikker (1868-1932) war ein niederländischer Künstler, der 1904 nach Deutschland übersiedelte und dort aus seinen vom Jugendstil beeinflussten Anfängen heraus eine eigene monumentale Kunst entwickelte, die sich vor allem in Glasmalereien, Mosaiken und Wandbildern ausdrückte. Für diese Entwicklung stehen beispielhaft diese beiden Glasfenster aus Neuss.

Johannes Cladders: Johan Thorn Prikker. Glasfenster, Wandbilder, Ornamente 1891-1932, Krefeld 1966.
Heinz-Werner Ketzer: Heilige Dreikönige Neuss, Wiesbaden 1969.
Josef Lange: 75 Jahre Heilige Dreikönige. Kleiner Rückblick auf 75 Jahre Geschichte der katholischen Pfarrei Heilige Dreikönige in Neuss, Neuss 1986.
Katholische Pfarrkirche Hl. Dreikönige Neuss: Patrozinium 6. Januar. Erzbistum Köln, Nordrhein-Westfalen, München 1990 (Kleine Kunstführer, 1806).
Elmar Siepe: Mysterium Fidei. Die Pfarrkirche Heilige Dreikönige in Neuss als ‚Wohnung Gottes‘, in: Rheinische Heimatpflege, 48, 4, 2011, S. 263-284.
Christiane Heiser: Johan Thorn Prikker. Mit allen Regeln der Kunst. Vom Jugendstil zur Abstraktion, Düsseldorf 2011.