Eine sehr frühe Darstellung des Himmlischen Jerusalem bleibt in sich widersprüchlich: Befindet sich Christus mit den Aposteln hier nun im oder vor dem Himmlischen Jerusalem? Für eine Szene vor der Stadt spricht die halbkreisförmige Anordnung der Bauten im Hintergrund, die sich über einem bedachten Arkadengang erheben. Für eine Szene in der Stadt spricht dagegen der Bibeltext, der Christus einen Platz in, nicht vor der Stadt zuweist. Der prächtige Thron und die ihm zugesprochenen Siegeskränze verherrlichen ihn als Christus Pantokrator am Tag des Jüngsten Gerichts. Er sitzt zu Gericht direkt unter dem Zionsberg, der gemeinhin das Zentrum des Himmlischen Jerusalem markiert. Neben ihm sitzen Petrus und Paulus sowie zwei christliche Märtyrerinnen aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, Praxedis und Pudentiana.
Die nach ihnen benannte Kirche Santa Pudenziana (lat. Sanctae Pudentianae) ist eine der ältesten erhaltenen Kirchen Roms. Im 16. Jahrhundert wurde das Mosaik durch den Architekten Francesco da Volterra beschädigt, so dass man den Engel und den Adler im oberen Bildabschnitt nur noch zum Teil sieht. Erhalten blieben die Bauten im Hintergrund, die individuelle Züge tragen: In dem Rundbau auf der linken Seite kann man das Pantheon, bzw. die Kirche Santa Maria Rotonda, erkennen, rechts die Jerusalemer Grabeskirche bzw. Auferstehungskirche, natürlich im damaligen Zustand.
Ernst Dassmann: Das Apsismosaik von S. Pudenziana in Rom, in: Römische Quartalschrift, 65, 1970, S. 67-81.
Fredric W. Schlatter: Interpreting the mosaic of Santa Pudenziana, in: Vigiliae Christianae, 46, 1992, S. 276-295.
Rotraut Wisskirchen: Zum Gerichtsaspekt im Apsismosaik von S. Pudenziana, in: Jahrbuch für Antike und Christentum, 41, 1998, S. 178-192.
Tiberia Vitaliano: Il mosaico di Santa Pudenziana a Roma. Il restauro, Todi 2003.
Michael G. Sundell: Mosaics in the eternal city, Tempe 2007.