Im Ort Aach bei Freudenstadt im Schwarzwald befindet sich die Andreaskirche. 1897 erbaut stand 1976 eine Renovierung an, bei der hochwertigere Buntglasfenster eingebaut werden konnten. Dafür gewann man den Stuttgarter Glasmaler Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), der hier eine seiner letzten Darstellungen des Himmlischen Jerusalem schuf. Gleichzeitig es es eines seiner unbekannteren Werke; zu der Kirche existiert kein Wikipediaeintrag, kein Kirchenführer, keine Fachliteratur (Stand 2023). Auf dem Fenster selbst ist rechts unten vermerkt, dass es von Siegfried Gaiser in seiner Stuttgarter Manufaktur hergestellt wurde.
Die gesamte Stadt wurde in einen neogotischen Fünfpass über den drei Fensterbahnen gepackt. Diese Bahnen zeigen im typischen Kohler-Stil Szenen aus dem Leben Jesu (Gefangennahme im Garten Gezemaneh, vor Gericht, Kreuzesabnahme, Auferstehung). Die Hauptperson ist zusätzlich übergroß in der Mitte dargestellt. Einzigartig erwachsen hier aus dem toten Holz des Gekreuzigten frische Weinreben. Damit ist natürlich auf das Abendmahl angespielt, welches auf den drei Fensterbahnen unten dargestellt ist, aber auch auf das Motiv des lebenden Kreuzes aus dem Mittelalter. Kohler beschäftigte sich mit diesem besonderen Bildmotiv hin und wieder, so kann man es auch in Affalterbach entdecken.
Zurück zum Himmlische Jerusalem ganz oben. Die zwölf Tore waren auf sechs Bildfelder zu verteilen. Kohler entschied sich, in die oberen zwei Pässe jeweils ein Tor zu setzen, in die drei übrigen jeweils zwei. Ausnahme ist der größere Kreis in der Mitte, in den vier Tore eingesetzt sind. Sie alle sind mit einem gelben, roten, grünen oder blauen Edelstein besetzt, die fast die gesamte rote Füllung der Tore verdecken. Es ist flaches Glas, das aber so geschickt bearbeitet wurde, dass der Eindruck von Plastizität oder von Glasbrocken erzeugt wird.