Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): evangelische Christuskirche in Maisenbach (1967)
Die Bauunterlagen belegen: Schon vor Grundsteinlegung der evangelische Christuskirche in Maisenbach (nördlicher Schwarzwald) stand fest, dass in diesem Kirchenneubau die Tore des Himmlischen Jerusalem als Glasfenster eingesetzt werden sollten. Die ganze Architektur des Neubaus ist daraufhin ausgerichtet. Zunächst war Adolf Saile dafür vorgesehen, der aber aus unbekannten Gründen seine Mitarbeit absagte, aber in seinem Schreiben gleich einen Ersatz empfehlen konnte: Wolf-Dieter Kohler (1928-1985) aus Stuttgart. Dieser hatte nun die zwölf separaten Chorfenster zu gestalten, die sich am Giebel der Ostfassade gestaffelt nach oben ziehen, jeweils sechs an einer Seite. Diese Oberlichter in bis zu 15 Meter Höhe erhellen den Altarbereich nur indirekt, die eigentlichen transparenten Fenster sind an die Seiten gesetzt.
Umgesetzt wurde das Beleuchtungskonzept dann von von der Firma Siegfried Gaiser, ebenfalls aus Stuttgart.
In jedes Fenster wurde ein Engel mit einem gewaltigen Edelstein gesetzt, in wechselnder roten oder grünen Farbe. Es sind geschliffene Edelsteine, von den Strahlen in die Umgebung ausgehen. Jeder Engel besetzt eines der Tore, die im typischen Stil von Kohler gehalten sind: goldgelbe Rahmung, rote Füllung, handgezeichnete Details (wie hier Dachschindeln). Die kleinen Dächer der Tore nehmen die Grundform der gesamten Wand auf: das Dreieck. Gleichzeitig wird hier eine pyramidale Gestalt gezeigt, bei dem die Länge, Breite und Höhe identisch ist, wie es in der Johannesoffenbarung von der heiligen Stadt ausgesagt ist.
Walter Kling: Evangelische Christuskirche in Maisenbach, o.O. 1967.
Friedrich Zeeb: Bad Liebenzell – 900 Jahre Kirchengeschichte, Bad Liebenzell 1991.
Christuskirche Maisenbach. Festschrift zum 25jährigen Geburtstag, o.O. 1992.
Christa Birkenmaier (Hrsg.): Wolf-Dieter Kohler, 1928-1985. Leben und Werk, Petersberg 2021.