Else Hildegard Bircks (1903-1994): Kapelle St. Lioba auf dem Kupferberg bei Detmold (1988)
Else Hildegard Bircks (1903-1994) aus Heidenoldendorf bei Detmold war im 20. Jahrhundert neben Erentrud Trost die zweite große Glasbildnerin für römisch-katholische Kirchen in Westdeutschland. Auch als Buchillustratorin und Kirchenmalerin trat sie in Erscheinung. Ihr Leben wie ihr Werk war stark vom Religiösen geprägt, sie leistete die Gelübde des römisch-katholischen Säkularinstitus St. Bonifatius und lebte zusammen mit weiteren Schwestern im Bonifatius-Haus bei Detmold. Ihr vielleicht wichtigster Auftrag waren hier die Glasfenster der Kapelle St. Lioba von Tauberbischofsheim in dem Institut St. Bonifatius auf dem Kupferberg, einer Anhöhe unweit von Detmold (nicht zu verwechseln mit der Bonifatius-Kirche in der Altstadt von Detmold).

Schon 1952 trug Bircks Verantwortung für die Buntglasfenster der ersten Kirche in diesem Institut. Von 1985 bis 1988 wurde der Erweiterungsbau, ein Oktogon, mit fünf Glasfenstern (vier Längsfenster, eine Rosette) von Bircks ausgestaltet; wie schon zuvor in enger Zusammenarbeit mit Schwester Maria Cäcilia Fecht. Es waren jetzt Arbeiten in Betonglas zusammen mit Bergkristallen, Achat- und Amethystscheiben.

Diese Kombination, die alle fünf Fenster des Oktogons eint, machen sie nicht nur wertvoll, sondern erzeugen eine einzigartige Synthese von natürlicher und künstlerischer Schönheit. Zudem belegen diese deutlich abstrakteren Fenster den gewaltigen Fortschritt, den die Künstlerin innerhalb von dreißig Jahren machte. Anfang der 1950er Jahre war sie eine relativ unbekannte Künstlerin, Anfang der 1980er Jahren eine anerkannte Sakralkünstlerin mit weltweiten Aufträgen bis nach Italien, Japan oder Ruanda.

Das letzte rechteckige Fenster im Bereich der Orgel an der linken Seite (zum Altar hin ausgerichtet) basiert auf den Farben Rot und Blau, die nicht nur die Farben Mariens, sondern auch die des Himmlischen Jerusalems sind. Im unteren Bereich sieht man stilisiert den Gekreuzigten, bei dem Blut aus der Seitenwunde nach unten strömt. Im Kreuzpunkt der Arme, etwa auf Höhe des Herzens, ist eine weiße Achatscheibe gesetzt. Die roten Flammen in diesem Bereich fügte die Künstlerin als Hinweis auf den Heiligen Geist ein. Direkt darüber markiert ein geschlossenes Viereck das Neue Jerusalem, mit jeweils drei gelben Toren an einer Seite. Nur aus der Nähe ist zu erkennen, dass jedes der ovalen Tore aus einer geschnittenen Achatscheibe besteht. In den vier Ecken wurde jeweils ein Bergkristall gesetzt. Die Stadt schwebt auf einem Friedensbogen, der sich bereits unten bei der Kreuzfigur findet. Zu der linken Seite fließt auch hier etwas in einen Kelch, vermutlich das Wasser des Lebens oder der Wein des Abendmahls, denn das Neue Jerusalem ist der Ort des ewigen Abendmahls.
Die Motive der Fenster erkennt man nicht nur von innen, sondern bereits von außen. Wie auch anderswo bevorzugte Bircks eine Zweisichtverglasung, die solches ermöglichte.

Selbstverfasster Lebenslauf von Else Bircks, einschließlich Werkverzeichnis aller Arbeiten ab 1941 (Typoskript 1987).
Christa von Gleichenstein, Maria Lohre: ‚Handeln, nicht klagen!‘ Lebensbild von Pater Cyprian Mayr OSB (1907-1992), Gründer des Säkularinstituts Sankt Bonifatius, Sankt Ottilien (2017).



