Margret Savelsberg: Postkarte „Glückliches Neujahr“ (um 1935)

Margret Savelsberg hat in den 1930er Jahren zahlreiche Kinderbücher illustriert, die überwiegend in Wuppertal-Elberfeld erschienen sind, damals ein Zentrum pietistisch geprägter Verlage. Ihre Bilderbücher haben einen eigenen, unverkennbaren Stil: weiche Formen, Pastelltöne, detailreiche Ausgestaltung. Besonders hervorzuheben sind ihre Illustrationen für „Peterle, das Sonntagskind“ (1930), „Kleine Welt in Hof und Feld“ (1936) und vor allem die Weihnachtsgeschichte „Alle Jahre wieder“ (1935) mit Versen von Adolf Holst. Obwohl eine ganze Generation mit den Bilderbüchern von Savelsberg aufwuchs, ist über die Künstlerin kaum etwas bekannt geworden. Sie muss Ende der 1960er Jahre noch am Leben gewesen sein, danach verlieren sich die Spuren. Erst im 21. Jahrtausend, als 2012 ein Band mit Versen und Liedern der Künstlerin neu herausgebracht wurde, hat man wieder auf ihre Arbeiten aufmerksam gemacht.
Neben den Kinderbüchern gab es auch zahlreiche kolorierte Postkarten mit Motiven nach Margret Savelsberg. Sie können anhand ihrer Signatur „MS“ meist sicher zugewiesen werden. Der Wirkungskreis dieser Karten war viel größer und ging weit über die Kinderstuben hinaus, sogar Feldpostkarten mit Motiven von Savelsberg sind nachgewiesen. Kurz: in der Zeit des Nationalsozialismus bot Margret Savelsberg eine heile, kitschige Gegenwelt, in der das Gute immer siegte.

Soweit bekannt, hat sie das Himmlische Jerusalem in ihrem Schaffen ein Mal thematisch aufgegriffen, und dabei auch eher akzidentiell. Pforten oder Tore waren immer auch ein Symbol des Übergangs, wie bei einem Jahr oder Jahrhundert in das nächste. Um 1935 entstand „Glückliches Neujahr“. Die Himmelspforte öffnet sich, ein liebliches Engelchen erscheint im Nachthemd, mit krausem (blondem) Haar und süßlichem Babyblick. Dieser Blick fällt nach unten, wo unter Mond und Sternen ein keines Dorf um eine Kirche versammelt ist. Neben dem Engel erscheint eine mächtige, alte Pforte, die mit doppelten schmiedeeisernen Scharnieren aussieht wie aus den zurückliegenden Jahrhunderten.
Die Karte war auch ein Nebenprodukt des Werks „Alle Jahre wieder“, in dem ähnliche Zeichnungen enthalten sind. Die Karte verzichtet aber darauf, ein bestimmtest Jahr anzuführen. Damit war es möglich, sie bei jedem Jahreswechsel zu verschicken, nicht allein von 1935 auf 1936.

 

tags: Nationalsozialismus, Himmelspforte, Kinderbuch, Naivität, Postkarte, Jahreswechsel
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